Kultur und Gastronomie in Málaga
Sterneküche im Sollo
Vor rund 2.000 Jahren muss es entlang der Costa del Sol zum Himmel gestunken haben. Zumindest nach dem Urteil der Archäologen, die in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Manufakturen für Garum – das Edle – ausgegraben haben. Dabei galt das Endprodukt als teure Delikatesse, mit dessen Export man gut verdienen konnte.
Garumproduktion in der Antike
GARUM DIE EDLE ANTIKE FISCHPASTE
Schon bei den aus dem heutigen Libanon stammenden Phöniziern, die Málaga um 1.000 vor Christus gründeten, war die Fischpaste äußerst beliebt. Der Fisch gärte dafür mitsamt Eingeweiden über Monate in einer Salzlake. In offenen Becken war er der prallen Sonne ausgesetzt und baute so Eiweiß ab. Gefiltert blieb eine klare, bernsteinfarbene Brühe zurück, die man für fast alle Gerichte als Würze verwenden konnte. Viele Städte verbannten die Produktion wegen des Gestanks vor die Tore der Stadt in die Nähe des Hafens. Je nach Fisch, Reinheit und Reife schwankte der Preis. Gereifter Garum aus Thunfisch galt unter Feinschmeckern als Nonplusultra. |
Heute kann man einige der Gärbecken im neuen Museo de Malaga besichtigen, das Besuchern der Stadt zu einem informativen Rundgang durch die Stadtgeschichte einlädt und Überreste der Phönizier, Römer und Mauren, wie alte Mosaiken, Skulpturen, fein verzierte Gefäße und kostbaren Schmuck zeigt. |
Malaga
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BELIEBTES URLAUBSZIEL AN DER COSTA DEL SOL
Die andalusische Hafenstadt ist von Deutschland aus gut zu erreichen, denn neben der Lufthansa und der Eurowings fliegen zahlreiche Low Cost und Urlaubsflieger Urlauber von vielen deutschen Flughäfen nach Málaga und an die südlich davon liegende Costa del Sol bringt. |
Subtropisches Klima sorgt an der Küste ganzjährig für angenehme Temperaturen. Hohe Bergketten schützen sie vor den Nordwinden und sorgen für über 320 Sonnentagen im Jahr. Unweit vom Flughafen liegt Torremolinos, der erste Ort der Costa del Sol, der vom Segen des Tourismus profitierte - der sich mit Betonhochhäusern bald zum Fluch entwickelte. |
Tapas
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TAPAS DIE KLEINEN SPANISCHEN TELLERGERICHTE
Die heutige andalusische Küche vermischt die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse der vergangenen Jahrtausende. Bevor man das Hauptgericht isst, werden oft kleine Tellergerichte, die sogenannten Tapas verspeist. |
Mit dem Wein kamen sie in der Hitze nicht zurecht, was sich zu einem Problem auswuchs. Deshalb soll damals von höchster Stelle entschieden worden sein, dass den Edelleuten zu jedem Glas Wein zuvor kleine Häppchen serviert werden, um zu schneller Trunkenheit vorzubeugen. |
AJOBLANCO - BELIEBTE GEMÜSESUPPE
DIE SPEZIALITÄTEN ANDALUSIENS
Die Andalusier würzen gerne scharf mit Knoblauch und scharfen Pimiento (Chilischoten). In den heißen Sommermonaten erfreut sich nach wie vor die von den Mauren eingeführte kalte Gemüsesuppe Ajoblanco großer Beliebtheit. Wie der Name „blanco“ andeutet, ist sie weiß und basiert hauptsächlich auf altem Weißbrot und gemahlenen Mandeln, die mit Knoblauch, Olivenöl, Salz und etwas Essig im Mörser fein püriert werden. Manchmal werden die Mandeln auch durch Saubohnenmehl ersetzt. In Málaga serviert man sie mit Weintrauben und Honigmelone. |
Da fällt es auch nicht schwer, die Zeit bis zum richtigen Abendessen zu überbrücken. Meist trinkt man dazu einen frischen Wein aus der Region, aber auch Topweine wie der Vega Sicilia aus der Ribera del Duero stehen auf der Karte. Alternativen bieten „La Tranca“ und das moderne „Uvedoble“, in dem der sympathische Willie Orellana traditionelle Küche andalusische Gerichte und seinen Klassiker fideos negros tostados con calamarcitos – schwarze Nudeln mit Babykalamari zubreitet. Bei solch gefragten Tapasbars sollte man vor dem Besuch unbedingt reservieren. |
JAMON IBERICO
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EIN GENUSS AUS DEM EICHENWALD - JAMÓN IBÉRICO
Kaum herum kommt man um den luftgetrockneten Jamón Ibérico. Eine teure Spezialität, denn viele der Iberico-Schweine leben freilaufend in riesigen Eichenwäldern der Sierra Morena. Der Name Pata Negra hat sich zwar eingebürgert, ist aber in Spanien nicht mehr zulässig, da längst nicht alle verwendeten Schweine schwarze Klauen haben. Am besten ist der Jamón Ibérico de Bellota, für den die zwei Jahre lang freilaufenden Tiere zwischen November und Januar täglich sechs und zehn Kilo Eicheln fressen, ergänzt durch frische Gräser, Wurzeln und Duftpflanzen, was zum unvergleichlich nussig-delikaten Aroma des Schinkens beiträgt. |
Die Schinken von José Gómez, der trotz seiner Körperfülle liebevoll Joselito genannt wird. Joselito ist das Flagschiff der ganzen Branche und kann für den ganzen Schinken schon mal über 200 Euro kosten. José ist sich sicher, dass dies der beste Schinken der Welt ist und verkauft auch länger gelagerte buttrig-nussige Jahrgangsschinken. 30.000 Schweine laufen durch seinen eigenen Eichenwald. Das klingt nach viel, doch jedes der Tiere hat mehrere Hektar für sich, da Joselito mit 150.000 Hektar – dreimal so viel wie Andorra - ein Großgrundbesitzer ist. |
Picasso Museum in Malaga
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EIN BUMMEL DURCH DIE HOCHKULTUR
Doch jetzt erst mal genug vom Essen. Als Hotel haben wir das AC Hotel Malaga Palacio gewählt, ein modernes 4-Sterne-Hotel zwischen Kathedrale und Hafen. Von der Terrasse im 15. Stock hat man einen zauberhaften Blick über die ganze Stadt und die benachbarte Alcazaba, die maurische Festungs- und Burganlage. |
Anfangs hatte sich die Ex-Frau von Old Shatterhand Lex Parker noch bemüht, die Kunststiftung ihres Mannes aufzulösen, um an dessen Vermögen zu gelangen, doch dann konnte der spanische Staat eine Einigung erzielen und die Sammlung für 350 Millionen US-Dollar kaufen, die heute im Museo Thyssen-Bornemisza, einem der wichtigsten Museen Madrids, präsentiert wird. |
Im Inneren der Dolmen-Anlage
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OLIVENÖL UND URALTE KULTUR BEI ANTEQUERA
Wer ein paar Kilometer aus der Stadt ins Landesinnere fährt erlebt eine völlig veränderte Landschaft. In Antequera, wo sich die Wege zwischen Málaga, Granada, Córdoba und Sevilla kreuzen, schlägt das Herz Andalusiens. Die Kleinstadt lebt traditionell von Oliven, Getreide und Schafwolle und deren Verarbeitung. Zur Finca La Torre führte eine lange Palmenallee. Kürzlich für das beste Olivenöl der Welt ausgezeichnet. Victor Perez, deren sympathischer Betriebsleiter weist stolz auf die mehr als 1.200-jährige Geschichte der Ölmühle hin, die heute bestes Olivenöl in Demeter-Bio-Qualität liefert und einige Zeit im Besitz die deutschen Bio-Pioniers Rapunzel war. Auf 230 Hektar Land stehen die gut 33.000 Olivenbäume der Sorten Hojiblanca, Arbequina, Cornicabra und Picudo. Nach der teilweise per Hand erfolgten Lese wird aus den Oliven von Victor und seinen Mitarbeitern in kontinuierlicher Kaltextraktion das wertvolle Öl abgepresst. Die Pressung findet dabei in einem 2-Phasen-Dekanter statt, in dem zunächst feste von flüssigen Stoffen getrennt werden, bevor die Zentrifuge das Öl vom Wasser scheidet. Nach einer Ruhephase wird das Öl gefiltert und unter Ausschluss von Sauerstoff in großen Tanks bis zur Abfüllung gelagert. |
Aufnahme in die UNESCO Liste der Weltkulturerbes fanden hingegen im Jahr 2016 die am Stadtrand liegenden Dolmen de Menga und Dolmen de Viera aus der Zeit um 3800 v. Chr., die zu den größten europäischen Megalithanlagen zählen. Menga, hat einen Durchmesser von 25 Metern, ist 4 Meter hoch und aus 32 Megalithen aufgebaut, von denen der schwerste rund 180 t wiegt. Nach Fertigstellung der Kammer und des Ganges wurde die Anlage mit Erde bedeckt. Der Hügel blieb bis heute erhalten. Im 19. Jahrhundert fanden Archäologen in der Kammer die Skelette von mehreren hundert Menschen. Vom Dolmen hat man einen schönen Blick auf das Gebirge El Torcal und La Peña de los enamorados, einen Berg in Form eines liegenden Indianerkopfs, die ebenfalls Aufnahme auf der UNESCO-Liste fanden. Die Dolmen sind mehr als 3.000 Jahre älter als die Besiedlung durch die Iberer, die mit Phöniziern und Griechen Handel trieben. |
Sternekoch Diego Galegos
(c) Michael Ritter
STERNEKÜCHE IN UND UM MALAGA
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Einmal, erzählt er, habe er am Abend nicht richtig auf den Zufluss geachtet und am nächsten Morgen waren die Fische tot.“ „Aus Schaden wird man klug“, sagt er mit einem traurigen Lächeln, bemüht sich aber ihn so gering wie möglich zu halten – schon wegen der Nachhaltigkeit. |
Antigua Casa de Guardia, Málagas älteste Weinbar
(c) Michael Ritter
(c) Connaisseur & Gourmet 2021