Unterwegs im Trentino
Knapp 8.000 Hektar Weinberge und eine Gesamtproduktion von 880.000 hl machen das Trentino noch nicht zu einem der großen Weinbaugebiete Italiens. Allerdings sind davon gut 70 Prozent DOC-Weine. Das Klima, die Böden und harte Arbeit sind die Wurzeln der Qualität. San Michele liegt auf der beschützten Südseite der Alpen, wo mediterranes Klima und kühlere Alpenluft aufeinander treffen. Die sich ergebenden Schwankungen zwischen warmen Tagen und kühlen Nächten zusammen mit einem regelmäßigen Wind vom Gardasee favorisieren die Gesundheit der Trauben und fördern die Entwicklung derjenigen Aromastoffe, die die Eleganz und die charakteristische Harmonie der Weine ausmachen. Hier finden zahlreiche einheimische und internationale Weinreben ihre ideale Lage, die sie einem Mikroklima mit sowohl mediterranen als auch alpinen Einschlägen verdankt. Wer das Trentino besucht, sollte sich deshalb auf eine önogastronomische Tour einlassen, auf der die berühmten Weinberge eine Hauptrolle spielen. Jedes Tal, jeder Hang, jede Ecke dieses Gebiets bringt einen besonderen Wein hervor. |
Die großen Weinbauressourcen des Trentino umfassen natürlich die autochthonen Weine. Unter den Weißweinen tritt der Nosiola hervor. Die gleichnamige Rebe wird in dem Hügelgebiet des Valle dei Laghi und des Val di Cembra angebaut: Sein einfacher und zarter Geschmack macht ihn zum charakteristischsten Wein dieser Provinz. Aus der Trocknung seiner Trauben gewinnt man auch den wertvollen Vino Santo Trentino. Unter den Rotweinen hingegen sind die typischsten und bekanntesten Sorten der Marzemino Gentile und der Teroldego. Der Marzemino, ein junger und fruchtiger, leicht säuerlicher Rotwein, gedeiht am besten auf den Basaltböden des Vallagarina, der Teroldego darf als der beste Trentiner Rotwein gelten. In der Rotaliana Ebene kann sich der für diese Rebe charakteristische Geschmack voll entfalten und einen vollen Wein hevorbringen, der ausgezeichnet zu Gerichten wie Carne Salada, Wild und abgelagertem Käse passt. |
Elisabetta Foradori
Seit der Übernahme des elterlichen Weingutes im Mezzolombardo im Jahre 1985 hat Elisabetta Foradori sich mit Ausdauer und Leidenschaft zu einer der großen Winzerinnen der italienischen Weinszene entwickelt. Getreu ihrem Leitspruch „Tradition ist Innovation von gestern!“ setzt die in Frankreich ausgebildete Winzerin des Jahres 2006 (Duemilavini) konsequent auf die nur im kleinen Weinbaugebiet Campo Rotaliano wachsenden Teroldego Rotaliano und hat damit ihren Betrieb zu einem wahren Juwel und einer der ersten Adressen Italiens gemacht. Mit dem "Granato" schuf sie einen Spitzenwein, der eine neue Dimension dieser Rebsorte aufzeigt. |
Bereits der "Foradori Teroldego Rotaliano" ist füllig und bietet eine reiche und fruchtige Aromen- und Geschmacksvielfalt mit der typischen Kraft dieser Rebsorte, die zu Recht als die bedeutendste autochthone Rebe im Trentino überhaupt eingestuft wird. Der "Myrto", als einziger Weißwein von Elisabetta, ist ein Gewächs mit dem Körper eines Bodybuilders und der Aromenkraft von Lustgärten schreibt der renommierte „Gambero Rosso“. Ausgebaut wird er erst in Stahl, bevor er in kleinen Fässer aus neuer Eiche wandert. |
San Leonardo
Im Krieg, verrät Marchese Carlo, war sein Schloss von der Obersten Heeresleitung der deutschen Truppen als Zentrum der Spionageabwehr genutzt worden. Ein hübscheres Fleckchen Erde am südlichsten Ende des Trentino hätte man wohl kaum finden können. Das Landgut San Leonardo, ein mit Mauern eingefaßter Weiler mit seinen fast dreihundert Hektar hat heute noch denselben Umfang des damaligen Großgrundbesitzes. In hügeliger Lage wurden ungefähr 20 Hektar auf eher lockerem Erdboden Weingärten in unterschiedlicher Höhenlage zwischen 150 bis 200 Metern mit Richtung Nord-Süd- Richtung angelegt. In den höheren Lagen, auf sandiger Erde liegen Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, in den niedrigeren Lagen auf steinigem Boden, findet der Merlot sein ideales Ambiente. Die Art des Anbaus geht von der traditionellen Trientner Laube bis hin zum modernen und zweckmäßigen Guyot, das bedeutet zwar weniger Produktion, ist jedoch für die Erzeugung intensiverer Weine besser geeignet. Die Familie Guerrieri Gonzaga zählt zu den alten Geschlechtern Norditaliens. Die Gonzagas herrschten über Mantua ab dem 14. Jahrhundert und immer wenn die "trügersichen Weiberherzen" besungen werden, verbinden das Opernfans mit einem Ahnen von Marchese Carlo. Doch auch die Ahnen der Realität, wie der Renaissancefürst Vincenco I., der Monteverdi an seinen Hof holte, lassen aufhorchen. Die Nachfahren produzieren seit über zweihundert Jahren eine der ältesten "Bordeaux-Cuvées" Italiens. Die Qualität kommt nicht von ungefähr. Marchese Carlo Guerrieri Gonzaga hat in den letzten Jahren vier Jahrgänge, 1989, 1992,1998 und 2002 nicht für die Produktion eines San Leonardo freigegeben. |
Sie wurden deklassiert, weil das von ihm angestrebte Niveau nicht erreicht wurde. Beraten wird er bei seiner Arbeit von Giacomo Tacchis Mit den Worten des Marchese können wir die Philosophie des Hauses am besten wiedergeben: „Wir legen Wert auf große Sorgfalt bis ins Detail, auf ständiges Streben nach Qualität, auf eine achtsame Pflege der Weingärten, auf Geduld bei der Arbeit im Keller und wir haben den festen Willen, wenige aber höchst charakteristische Weine zu machen, die den Boden auf dem sie gewachsen sind, sowie die Persönlichkeit und auch die Philosophie des Winzers unmittelbar zum Ausdruck bringen“. Profitiert haben davon die Kunden von Aldi Süd, wo 2008 eine Cuvée aus der Tenuta San Leonardo angeboten - und rasch verkauft - wurde. Wer kann sollte zur Zeit der Lese einen Besuch abstatten, wenn die Erntehelfer in den Pergolaanlagen vor dem Schloss den merlot lesen und die Marchesa sich um die Blütenpracht in ihrem Garten kümmert. Im Weingut informiert ein kleines Weinbaumuseum über die früheren Techniken. |
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