Die schönsten Eckchen Deutschlands

Warum in die Ferne schweifen...

Elke Löscher - ein Frankfurter Sugar Girl

Elke Löscher vor ihrem Fein

(c) Callwey Verrlag/Ulrike Schacht

Wenn die Sonne scheint, schauen viele, die es morgens nicht rechtzeitig aus dem Bett geschafft haben, auf dem Weg ins Büro bei dem kleinen Wasserhäuschen in den Frankfurter Wallanlagen vorbei, um sich schnell noch einen Kaffee, Kuchen und ein paar Brote zu holen. Die hat die 41-jährige Elke Löscher schon früh am Morgen vorbereitet und freut sich immer, wenn sie den Menschen damit eine Freude machen kann, wenn diese auf den Stühlen vom Flohmarkt sitze und die frisch erstandene Stärkung bei frühlingshaften Temperaturen in dem kleinen Grüngürtel zwischen Bleichstrasse und Eschenheimer Anlage genießen, bevor sie der Alltagsstress wieder einholt. Dem war sie früher als Beamtin bei der Stadt selbst oft ausgesetzt. Hier fühlt sie sich dagegen wie im Paradies. Da sie in der Nachbarschaft wohnt, kannte sie den Vorbesitzer.

Als dieser aufhörte, konnte sie den Kiosk übernehmen und nach eignen Vorstellungen aber „low budget“ gestalten. Der Anfang war schwer, denn sie eröffnete ihr „Fein“ im Winter, wo kaum jemand einen Halt einlegte und sie froh war, wenn sie mal ein Croissant verkaufte. Zum Glück änderte sich das mit wärmeren Temperaturen. Der Laden ist stimmig eingerichtet mit farblich passendem Trödel mit vielen hellen Grüntönen.

„ Im Sommer veranstalten wir hier manchmal Jazzkonzerte, dann sitzt das gesamte Viertel auf Decken um mein Open-Air-Café und genießt die laue Abendluft“ erzählte sie den Autorinnen Jana Henschel und Meike Werkmeister, die für ihr Projekt „Sugar Girls“ durch die Bundesrepublik, Österreich und die Schweiz gezogen sind und dabei zwanzig Frauen portätieren, die ihr eigenes Café eröffnet haben.

Sugar Girls

Die „Sugar Girls“ waren durchaus verschieden. Manche waren Beamte, wie Elke, anderer Lehrerin oder Stewardess – doch alle hatten sie einen Traum gemein, eines Tages ein eigenes Café zu eröffnen und alle haben diesen Traum wahr gemacht. In dem schönen Buch erzählen sie, wie sie dies gegen alle Widerstände und Zweifel getan haben. Sie kündigten, übernahmen kleine, runtergekommene Läden und machten sie zu dem was sie heute sind, mit eigenen Händen und oft monatelanger Knochenarbeit. Die Ergebnisse sind vollkommen verschieden, aber jedem Café sieht man heute an, wie viel Zeit und Liebe in ihm steckt.

Das transportieren die Reportagen von Jana Henschel und Meike Werkmeister, illustriert mit den Fotos von Ulrike Schacht. Darin stellen die „Sugar Girls“ ihre Einrichtung und ihr Stil-Geheimnis vor. Jede von ihnen offenbart eine genial einfache Styling-Idee, die man auch zu Hause wunderbar anwenden kann. Ein Samstagnachmittag - und Schwupps, sieht die Bude schon wieder ganz anders aus!, Und natürlich dürfen die Lieblingsrezepte nicht fehlen! Das Buch ist also Café-Führer, Deko-Fibel und Rezeptbuch in einem. Last but not least: Am Ende des Buches geben die Cafébesitzerinnen in einem ausführlichen Service-Teil ihre persönlichen Gründer-Tipps für alle, die nach der Lektüre selbst Lust bekommen haben, ein Café zu eröffnen. Denn wer hat nicht schon einmal selbst diesen Satz gesagt: „Irgendwann mache ich ein Café auf ...“

(c) Connaisseur & Gourmet 2021