Ratschläge für Musik & Oper

Hochkultur in den Schweizer Alpen

Hochkutur in den Walliser Alpen verspricht inzwischen schon zum einundzwanzigsten Mal das renommierte Verbier Festival, das Jahr für Jahr bis zu 40.000 Kulturfreunde in die sommerliche Alpenkulisse lockt. Auch in diesem Jahr hat man wieder zwischen dem 18. Juli und 3. August 2014 ein von künstlerischem Einfallsreichtum geprägtes Programm, das auch die dort intensiv gepflegte Talentförderung nicht zu kurz kommen lässt. Für Opernliebhaber hält das 21. Verbier Festival sogar ganz besondere Höhepunkte bereit.

Eröffnet wird der 17-tägige Veranstaltungsreigen traditionell durch das Verbier Festival Orchestra unter der Leitung seines Musikdirektors Charles Dutoit mit Werken von Ravel, Tschaikowsky und Brahms. Als Solistin konnte dessen Exfrau, die argentinische Klavierlegende Martha Argerich gewonnen werden.

Dem Gesang wurde wieder ein Ehrenplatz eingeräumt und bereits 2009 zog die Oper mit Don Giovanni wieder ins Festivalprogramm ein und begeistert seither das Publikum jedes Jahr mehr. Nach einem spektakulären Verdi/Wagner-Abend im vergangenen Jahr stehen 2014 gleich fünf konzertante Opernaufführungen auf dem Programm: Charles Dutoit nimmt sich Berlioz‘ „La Damnation de Faust“ an, Marc Minkowski dirigiert Beethovens Revolutionsoper „Fidelio“ und Daniel Harding lässt sich auf einen einzigartigen Abend ein, der den Puccini-Einakter „Il Tabarro“ mit dem 3. und 4. Akt von Verdis „Don Carlo“ kombiniert. „Il re pastore“, ein Kleinod Mozart'scher Kunst, wird von Gábor Takács-Nagy zum Leben erweckt, während Jesús López Cobos die jungen Musiker des Verbier Festival Music Camp Orchestra in Donizettis Belcanto-Oper „L'elisir d'amore“ dirigiert. Für diese bestechende Auswahl an Opernrepertoire greift das Verbier Festival auf erstklassige Besetzungen zurück. Drei der weltbesten Tenöre sind eingeladen: Ramón Vargas singt Faust, Vittorio Grigolo ist Don Carlo und Rolando Villazón schlüpft in die Rolle des Alessandro. Nebst Operngrößen wie Ruxandra Donose, Alexey Markov, René Pape, Evgeny Nikitin und Willard White kommt das Publikum auch in den Genuss der jüngeren Sängergeneration. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei den Tenören Atalla Ayan, Thiago Arancam und Brandon Jovanovich sowie den Sopranistinnen Pretty Yende, der Gewinnerin des Operalia Gesangswettbewerbs 2011 und Regula Mühlemann, einer der vielversprechendsten Schweizer Nachwuchssängerinnen. Das Solti Verbier Opera Project, ein brandneues Opernprojekt, das Sänger der Verbier Festival Academy und der Georg Solti Accademia zusammenbringt, bietet eine weitere Möglichkeit, die Jungstars der Opernwelt hautnah zu erleben. Mit Mahlers „Liedern eines fahrenden Gesellen“ und den „Kindertotenliedern“, vorgetragen vom Bariton Thomas Hampson, wird auch dem Lied ein gebührender Platz eingeräumt. Anne Sofie von Otter rundet das Gesangsprogramm mit einem Liederabend ab, der ganz den französischen Chansons gewidmet ist.

Traditionell bleiben Klavier- und Kammermusik zentraler Bestandteil des Festivalprogramms. Klavierfreunde können sich am Talent solch vielseitiger Pianisten wie Martin Helmchen, Stephen Kovacevich, Jan Lisiecki, Menahem Pressler und Christian Zacharias erfreuen. Auch prominente Vertreter der "russischen Schule" kehren diesen Sommer wieder nach Verbier zurück, darunter Grigory Sokolov, Evgeny Kissin, Kirill Gerstein und Mikhaïl Pletnev. Der neue Stern am Pianistenhimmel, Daniil Trifonov, wird nach seinen restlos ausverkauften Konzerten in der Eglise de Verbier in den Vorjahren erstmals mit einem Rezital in der größeren Salle des Combins zu erleben sein. Zudem wagt sich der junge Durchstarter im Rahmen eines "russischen Abends" unter der Leitung seines Landsmanns Yuri Temirkanov an Rachmaninovs Klavierkonzert Nr. 3, eine der schwierigsten Klavierpartituren. Zu den bemerkenswerten Pianistendebüts beim diesjährigen Festival zählen die Auftritte von Joaquín Achúcarro, Rudolf Buchbinder, Marc-André Hamelin und Haochen Zhang. Neue Entdeckungen verspricht das Finale des angesehenen Vendome Prize, das dieses Jahr in Verbier stattfinden wird. Nachdem zehn junge Pianisten im Stadtkino ihr Können zum Besten geben treten die Preisträger am nächsten Tag darauf im Beisein des Jerusalem Quartetts auf. Eine spannende Gelegenheit für das Publikum, in die packende Atmosphäre der Musikwettbewerbe einzutauchen.

Im Bereich der Kammermusik setzt das Verbier Festival auf die Vielseitigkeit des Repertoires. Der Star-Violinist Daniel Hope, der sich mit seiner musikalischen Kreativität und seiner Leidenschaft für aussergewöhnliches Repertoire einen Namen gemacht hat, bietet gleich zwei originelle Themenabende, im Kreise renommierter Kollegen: Erst widmet er sich Werken von Johannes Brahms und dessen Zeitgenossen, während er beim zweiten Konzert unter dem Titel "Air" ein faszinierendes Kaleidoskop der Barockmusik mit selten gespielten Werken von Händel, Falconieri, Telemann, Valente präsentiert. Einen faszinierenden Einblick in die jüdische Kultur und Musik bietet der Kammermusikabend rund um Werke von Milner, Bloch, Kryn, Veprik und Weinberg, der solch renommierte Musiker wie Renaud Capuçon, Kirill Troussov, Mischa Maisky und Evgeny Kissin auf der Bühne vereint. Einmalige Musikerlebnisse bieten auch die drei "rencontres inédites", die es Weltklasse-Solisten ermöglichen, sich gemeinsam ein Repertoire zu erarbeiten und in nie dagewesenen Kammermusikformationen aufzutreten. Nebst Ray Chen, Leonidas Kavakos, Frans Helmerson, Steven Isserlis und Joshua Bell werden auch mehrere neue Gesichter erwartet, darunter die deutsche Violinistin Arabella Steinbacher und die Cellisten Marie- Elisabeth Hecker und István Várdai.

Wenn Verbier im Sommer von jugendlicher Energie und Enthusiasmus nur so sprüht, dann liegt dies auch an den 150 jungen Orchestermusikern aus aller Welt, die im Rahmen des Verbier Festival Orchestras und des Verbier Festival Chamber Orchestras auftreten und das Publikum mit einer Kunstfertigkeit begeistern, die ihren professionellen Kollegen in nichts nachsteht. Dieses Jahr werden die beiden Jugendorchester nebst den oben angeführten Opern auch ein monumentales Orchesterrepertoire erarbeiten. Auf dem Programm stehen Beethovens 2. und 3. Sinfonie, das Violinkonzert von Sibelius, Bruckners 8. Sinfonie sowie Mahlers 6. Sinfonie. Zu den renommierten Gastdirigenten zählen 2014 Kristjan Järvi, Pinchas Zukerman, Jaap van Zweden und Iván Fischer. Eine Note "World Music" darf auch beim diesjährigen Verbier Festival nicht fehlen und so ist erstmals der senegalesische Star Youssou N'Dour eingeladen, dessen unwiderstehliche Mischung aus traditioneller senegalesischer Populärmusik und lateinamerikanischen Rhythmen zum Tanzen einlädt. Das vollständige Programm findet man auf der Webseite. Nach den Mitgliedern des Freundeskreises kann ab dem 10. März 2014 auch das breite Publikum die Resstkarten buchen.

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