Schubert in Gastein
Schubert im Kaffeehaus
(c) Michael Ritter
Einst mondäner Kurort der Reichen und Schönen ist die alpine Metropole Bad Gastein heute Anziehungspunkt für kosmopolite Freigeister, avantgardistische Kreative und zeitgenössische Künstler. Bereits zum fünften Mal richtet der Kurort bis Oktober 2014 das internationale Kunst- und Kulturfestival „sommer.frische.kunst“ aus. Mehrere junge Künstler aus Europa – Maler, Fotografen und bildende Künstler – verbringen den Sommer in Bad Gastein, um zu arbeiten. Die in dieser Zeit entstandenen Werke werden in einer Sammelausstellung im alten Wasserkraftwerk neben dem Bad Gasteiner Wasserfall ausgestellt.
Die Abendrobe weicht den Bergschuhen und der Konzertsaal der urigen Almhütte. Unter dem Motto „Alm:Klassik“ können sich Gäste und Einheimische von 26. August bis 6. September 2014 bereits zum zweiten Mal an klassischen Konzerten auf Gasteins Almen erfreuen. Das Kurorchester intoniert in freier Natur Werke von klassischen Komponisten und Volksmusikgruppen spielen vor der spektakulären Bergkulisse.
Eine Hommage an einen der berühmtesten Gasteinbesucher ist das Kulturfestival „Schubert in Gastein“. Der österreichische Komponist Franz Schubert hat eine ganz besondere Verbindung zu Gastein. 1825 reiste er gemeinsam mit Freund und Hofopernsänger Johann Michael Vogl ins Gasteinertal. Inspiriert von dem Charme und der beeindruckenden Bergwelt widmete Schubert eine seiner Kompositionen dem Tal, die „Gasteiner Sinfonie“ – auch bekannt als Große C-Dur-Sinfonie. Von 11. bis 14. September 2014 wird die Camerata Salzburg einen Auszug der bedeutendsten Werke Franz Schuberts präsentieren. Neben dem Schubert Café im Europäischen Hof dienen dann auch die Böcksteiner Kirche sowie die Preimskirche und die Nikolauskirche in Bad Gastein als Schauplatz hochklassiger Konzerte.Bei der Premiere im letzten Jahr ging angesichts der hohen Qualität der Aufführungen durch eines der Salzburger Spitzenorchester vielen Besuchern der Konzerte in den kleinen Kirchen des Ortes ein wonniger Schauer ein und sorgten dafür, dass die gewaltige Bergkulisse des Ortes mit anderen Augen wahrgenommen wurde.
Festival auf hohem Niveau
Das Festival ist eine Hommage an den berühmten Komponisten und war eine Idee von Lutz Hochstraate, dem Präsidenten der Camerata Salzburg und Helmut Geil von der Nürnberger Versicherung AG, die als Besitzerin des führenden Luxushotels des Kurorts das Festival als sein Hauptsponsor ermöglichte. „Mit ‚Gasteiner‘ Musik Schuberts, mit Liedern, Kammermusik, Symphonik und Kirchenmusik wird die Pongauer Gemeinde nun für einige Tage wieder im stimmungsvoll-idyllischen, mild verklärenden Licht des Biedermeier erscheinen“, freute sich Doris Höhenwarter vom Tourismusverband als Veranstalterin auf das Kulturfestival. Schubert wurde dabei auch in seinem Lebensumfeld gegenwärtig, denn seine Vertonungen von Texten aus der Feder von Freunden wurden in bunter Reihe unterbrochen von Zitaten, die Schauspieler aus seinen Briefen verlasen, die er aus seiner Gasteiner Sommerfrische verschickte. Eine Zeitreise führte in einen der typischen Kaffeehauszirkel der Schubert-Zeit, in dem seine Künstlerfreunde wieder lebendig wurden. Sogar soupieren wie einst war im Rahmen des Festivals möglich, begleitet von Volksmusik. Die geplanten Wanderungen blieben leider wegen der Unsicherheit des Wetters auf der Strecke.
Die Camerata Salzburg hatte in Bad Gastein die Möglichkeit ihre große Schubert-Tradition und ihr kammermusikalisches Sensorium auszuspielen. „Die Camerata beschäftigt sich schon sehr lange und intensiv mit den Werken Franz Schuberts. Es ist für uns eine Ehre ausgewählte Stücke bei Schubert in Gastein zu präsentieren“, freute sich seine Geschäftsführerin Sarah Wedl-Wilson. Im Mittelpunkt des Eröffnungskonzertes in der Preimskirche stand Schuberts letzte Symphonie C-Dur D 944, der Schubert selbst aufgrund des Wertes, den er ihr zuschrieb den Beinamen "die Große" gab. Durch Waqsserzeichenstudien konnte sie unlängst als die lange verschollen geglaubte „Gmunden-Gasteiner Symphonie“ identifiziert werden. Schubert komponierte sie auf seiner Reise durch Oberösterreich und Salzburg. Begonnen hatte der Abend aber mit gelungenen Orchesterversionen der beiden „Gasteiner“ Schubert-Lieder „Die Allmacht“ und „Das Heimweh“, die der Camerata-Musiker Shane Woodborne komponierte. Sänger war der junge Schweizer Bariton Manuel Walser, ein Schüler von Thomas Quasthoff, der ab dieser Spielzeit Mitglied der Wiener Staatsoper. Die sonntägliche Messe im Nachbarort Böckstein wurde bereichert durch Schuberts C-Dur-Messe mit der Camarata Salzburg, dem Salzburger Bachchor und Solisten des Young Singers Project der Salzburger Festspiele.
Schuberts Reise nach Gastein
Die Reise nach Gastein war die weiteste Reise seines Lebens. Schubert beging sie 1825 zusammen mit einem seiner Musikerfreunde, dem Hofopernsänger Johann Michael Vogl. Sie führte ihn von Steyr über das Salzkammergut und die Stadt Salzburg ins Gasteiner Tal. Beeindruckt schilderte er in Briefen das Erlebnis der Bergwelt und der Natur. Offenbar überaus inspiriert, komponierte Schubert in Gastein auch viel: neben der Symphonie mehrere Lieder und eine Klaviersonate (D 850). Schubert traf in Gastein Ladislaus Pyrker, den Erzbischof von Erlau, Dichter und Gründer eines Gasteiner Kurhauses für Kriegsinvaliden. Zu zwei seiner Gedichte, „Die Allmacht“ und „Das Heimweh“, komponierte Schubert in Gastein Lieder. Aus seiner Musik sprechen die Eindrücke von grandioser Landschaft, überwältigender Natur und „allmächtiger“ Schöpfung. „Schuberts Tempel war die Berglandschaft“, schrieb der britische Musikautor Richard Capell im Schubert-Jahr 1928 in seiner Analyse der in Gastein entstandenen Lieder. (c) Michael Ritter
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