Kultur ud Genuss in Salzburg
Die Osterfestspiele
Man konnte schon von einem Bruch sprechen, als die Berliner Philharmoniker vor vier Jahren überraschend ihren Rückzug von den Salzburger Osterfestspielen nach der Saison 2012 verkündeten. Immerhin hatte der Salzburger Herbert von Karajan, der 34 Jahre, länger als jeder andere das Orchester als Chefdirigent leitete, sie 1967 ins Leben gerufen. Der Wechsel des Orchesters nach Baden-Baden zog unweigerlich auch zahlreiche der treuen Besucher der elitären Osterfestspiele in die Kurstadt am Schwarzwald. Mit Christian Thielemann und seiner damals frisch übernommenen Sächsischen Staatskapelle konnte aber rasch ein neuer charismatischer künstlerischer Leiter gefunden werden. Einige eingefleischte Musikfreunde besuchen seitdem beide Festivals, doch de facto brach Salzburg erst einmal ein Teil seiner Stammkunden weg. Das hatte durchaus auch sein Gutes, denn die für die Hochkultur bemerkenswerte finanzielle Eigendeckung von über 90 Prozent konnte nur durch die von Karajan eingeführte Zwangsmitgliedschaft der Festvalbesucher im elitären Förderverein erreicht werden. Neben dessen Jahresbeitrag von mindestens 300 Euro fallen für die Karten Preise von 410 bis 1190 Euro für jeden der beiden aus einer Opernaufführung und drei Konzerten bestehenden Zyklen an. Die Chance günstige Einzeltickets zu erwerben war vor der Trennung sehr beschränkt. Doch inzwischen scheint der Bruch gekittet, das Loch geschlossen. Die Erlöse aus dem Kartenverkauf kletterten auf Rekordwerte, die Auslastung lag bei über 94 Prozent und einige Veranstaltungen, wie die hervorragende Neuinszenierung von Cavalleria Rusticana und Pagliacci mit dem Rollendebüt des Klassikstars Jonas Kaufmann, das Verdi-Requiem und das von Thielemann eingeführte preisgünstige Konzert für Salzburg, waren ausverkauft. Auch die Zahl der Mitglieder im Fördererverein stieg wieder deutlich an. Relaunch gelungen – kann man da nur sagen.
Galeristen und die Art & Antique in der Residenz
Auch andere mussten sich auf eine Neuordnung der Besucher einrichten, zum Beispiel Galeristen wie Thaddaeus Ropac. Der ehrgeizige und smarte Klagenfurter hatte seine erste Galerie schon mit 23 Jahren eröffnet und vertritt heute unter anderem einige der führenden internationalen Künstler, wie Katz,Longo, Cragg, Deacon, Paladino, Baselitz, Balkenhol, Kiefer und seine Landsleute Wurm und Rainer. Zusammen mit den Osterfestspielen hatte man als Rahmenprogramm die Art & Antique in der Residenz Salzburg ins Leben gerufen, die in diesem Jahr ihr 40. Jubiläum feiern konnte. Fast 14.000 Besucher kamen, auch hier ein Rekord und hinterließen bei den meisten Aussteller frohe Gesichter. Dabei waren neben den internationalen Festspielgästen auch viele alte Stammbesucher gekommen, die zuvor „pausiert hatten“, wie die Messeleitung mitteilte. Nicht nur günstige Schnäppchen, wie die Schnupftakabdose, die für 30 Euro in der neuen smartART-Koje, mit ihrem vielfältigen Angebot zu niedrigen Preisen, angeboten wurde, fanden neue Besitzer, sondern auch wertvolle Gemälde und Papierarbeiten von Schiele, Makart und Nolde und Ungewohntes wie zeitgenössische Kunst aus China stießen auf großes Interesse. Schon seit Jahren immer einer der meistvertretenen Künstler ist der Österreicher Alfons Walde, dessen vom Secessionismus beeinflussten Bilder von verschneiten Tiroler Bergen und Szenen aus dem bäuerlichen Leben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden und das Bild Kitzbühls als mondänes Wintersportziel prägten. Wenig bekannt war lange Zeit sein reiches erotisches Werk mit zahlreichen Aktbildern. Die als Vorlage dienenden Fotografien aus seinem Nachlass brachte jetzt die Wiener Galerie WestLicht mit an die Salzach und konnte schon am Eröffnungsabend rote Punkte an zahlreiche Ausstellungsstücke anbringen und sich über die „äußerst positive Resonanz“ freute. Auch Messe-Chefin Alexandra Graski-Hoffmann freute sich. Die Jubiläumsschau sein „besonders erfolgreich“ gewesen und die „jahrzehntelange konsequente Bemühung um die Qualität“ habe sich bezahlt gemacht.
Das neue DomQuartier
Kulturfreunde konnten den Besuch in der Residenz auch gleich zum Weitermarsch auf dem im Vorjahr eröffneten neuen DomQuartier-Rundgang machen, einem der neuen Highlights der Festivalstadt, der die Besucher in der obersten Etage von der Residenz, dem ehemaligen Zentrum fürsterzbischöflicher Macht über den benachbarten Dom und das Benediktinerkloster St. Peter führt und erstmals nach 200 Jahren der Öffentlichkeit als Rundgang erlebbar ist und dabei neue und imposante Ausblicke auf die Stadt und die Stadtberge sowie unbekannte und prachtvolle Einblicke in ihr kulturelles Herz gewährt.
Barocke Pracht der Fürstbischöfe
Schon vor über 400 Jahren begannen die mächtigen Fürsterzbischöfe Salzburg in ein barockes Juwel zu verwandeln. Rom diente dabei als Vorbild für die Stadt, die durch den Handel mit Salz und Gold reich geworden war. Die größten Architekten jener Zeit kamen in die Stadt und schufen das städtebauliche Juwel, das heute von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt wird.
Einen wesentlichen Beitrag daran hatte auch Markus Sittikus von Hohenems, der das Amt des Fürstbischofs 1612 von seinem Onkel Wolf Dietrich von Raitenau übernommen hat. Eine klerikale Blitzkariere, denn die Priesterweihe erfolgte erst wenige Tage vor der Ernennung. Den Onkel, der mit seiner Lebensgefährtin Salome Alt, für die er Schloss Mirabell errichten ließ, musste nach der Besetzung der Stadt durch den Bayern Maximilian I. seine letzten Lebensjahre als Gefangener auf der Festung Hohensalzburg verbringen. Er hatte mit seinem Neffen den Anstoß zum heutigen barocken Erscheinungsbild der Stadt gegeben.
Sititikus Hellbunn und seine Wasserspiele
Auch das Schloss Hellbrunn, eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Region, ist vom Zentrum problemlos zu erreichen: Bei schönem Wetter und für sportliche Gäste empfiehlt es sich, die Strecke zum Schloss zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen – so kann man bereits auf dem Weg die wunderbare Aussicht genießen. Alternativ fährt ein Ho-on-hop-off-Bus bis zum Schlosspark. Dort angekommen, erwartet die Besucher eine Sehenswürdigkeit für alle Sinne. Das malerische Schloss aus dem 17. Jahrhundert liegt eingebettet in eine prächtige Gartenanlage und die Wasserspiele überraschen mit historischen Wassertricks, auch „Aqua Viva“ – lebendiges Quellwasser – genannt. Zur Feier des 400-jährigen Jubiläums präsentiert das Schloss den Besuchern drei neu gestaltete Räume: den Fastnachtsraum, das Musikzimmer und den Festsaal.
The Sound of Music
Doch auch Mozarts Geburtshaus, die Festung Hohesalzburg oder das Salzburg Museum sind einen Besuch wert, zusammen mit den „großen“ Festspielen im Sommer. Amerikaner kennen Salzburg vor allem durch den weltberühmten amerikanischen Kinofilm „The Sound of Music“, der vor genau 50 Jahren in Salzburg gedreht wurde. Mit dem „Unique Sound of Music Experience Gold“-Angebot können sich die Gäste auf die Spuren der Familie Trapp begeben. Bei einer privaten Führung geht es dabei mit einer Limousine zu den Originalschauplätzen des Films und den Film selbst kann jederzeit und so oft man möchte im eigenen Zimmer ansehen.
Angenehme Unterkunft im Herzen der Altstadt
Wer die Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten der Kulturhauptstadt Österreichs bequem und schnell erreichen möchte, dem bietet seit kurzem das Hotel Goldgasse im Zentrum der Altstadt Unterkunft. Besonders zur Festspielzeit, wenn internationale Stars wie Anna Netrebko oder Riccardo Muti alljährlich mehr als 250.000 Gäste nach Salzburg locken, sollte man sich rechtzeitig einen Platz sichern. Die Festspielhäuser liegen in Laufweite und die Räumlichkeiten stimmen mit großen Fotos der Festspiele auf das musikalische Spektakel ein. Geschaffen hat sie der italienische Fotograf Luigi Caputo, der jedes der 15 Zimmer mit einer kompletten Bilderwand schmückte und so ein außergewöhnliches Ambiente schuf.
Die Salzburger Festspiele im Sommer
Kunst „nicht als Luxusmittel für die Reichen und Saturierten, sondern als Lebensmittel für die Bedürftigen“. So formulierte Max Reinhardt vor fast 100 Jahren seine Ideen im Vorfeld der Salzburger Festspiele. Noch immer ist der Jedermann, mit dem er diese 1920 gründete, Markenzeichen des sechswöchigen Schauspiel-, Opern- und Konzert-Reigens in der Domstadt an der Salzach. In diesem Sommer steht neben der Neuinszenierung von Mozarts Le Nozze di Figaro, ein hochkarätiges Angebot auf dem Programm.
Gut essen - traditionell
Wer als Festspielbesucher kulinarisch kurze Wege bevorzugt, findet schräg gegenüber mit dem Goldenen Hirschen ein Traditionshaus, in dem sich nach Premieren die High-Society ein Stelldichein gibt. Für einen Tisch lohnt sich dann ein guter Draht zum Restaurantleiter. Wenn die Bühnenstars erscheinen, gibt᾽s oft Standing Ovations. Legendär sind Gerichte wie das ausgelöste Backhendl mit Rahm-Gurkensalat oder das Wiener Schnitzel.
Um beim Traditionellen zu bleiben, lohnt auch die Fahrt in den Südosten der Stadt zum Schloss Aigen. Berühmt ist der gemütliche Gasthof mit dem Herrgottswinkel vor allem für seine Rindfleischküche. Da nicht jeder Gast alpenländische Feinheiten wie Scherzl, Kavalierspitz oder Mageres Meisl kennt, hat man auf der Karte die Gerichte rund ums Biorind platziert. Die „Wiener Melange“ vereint drei der im Kupferkessel gegarten Spezialitäten.
Gut essen - avantgardistisch
Premiere hat im August auch Ben Greeno im avantgardistischen Ikarus im Hangar-7 am Flughafen. Ben kommt aus dem Momofuko Seiobo in Sydney. Ausgehend von New York, begeistern die Momofuku- Restaurants der Koch-Revoluzzer David Chang auch die Menschen Down Under, wo herausforderndes Essen auf ein extrem lockeres Dinner-Ethos trifft. Ben Greeno kombiniert die asiatisch geprägten Gerichte mit ebenso köstlichen wie nachhaltigen Ingredienzien aus Australiens Flora und Fauna. Jeden Monat gastiert dort ein anderer Spitzenkoch und fordert von der Mannschaft Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit. Im April ist Deutschlands Spitzenkoch Harald Wohlfahrt dort zu Gast.
Freunde moderner Kunst zieht es ins Museum der Moderne auf den Mönchsberg. Der Südtiroler Designer Matteo Thun drückte dem Restaurant M32 mit 390 von der Decke hängenden Hirschgeweihen seinen Stempel auf. Auch wer nicht essen möchte – der Blick über die Stadt ist einzigartig. Auf der Speisekarte steht „mediterrane Küche mit Bodenhaftung“. Dafür werden Zutaten der Region mit Ingredienzen rund ums Mittelmeer kombiniert. Mit Salzburger Nockerln kann man den Abend ausklingen lassen und sich dabei an deren Erfinderin Salome Alt erinnern. Die bereits erwähnte Mätresse von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau schenkte dem Kirchenfürst nicht nur 15 Kinder, sondern der Domstadt ihr berühmtestes Dessert.
(c) Connaisseur & Gourmet 2021