Zu Gast bei den Cesarine
Cesarina Oriana – Ein privates Abendessen in Bologna
Essen bei Freunden – das ist nichts Ungewöhnliches. Doch mit Fremden in einer privaten Wohnung zu essen – wer macht denn so was? Inzwischen gibt es einige Anbieter, die einem anbieten zusammen mit lauter Unbekannten in einer Privatwohnung ein Mittag- oder Abendessen zu genießen.
EATWITH ODER CESARINE DIE WAHL FÄLLT LEICHT
Sicherlich keine schlechte Möglichkeit im Urlaub die Landesküche durch einheimische Hobbyköche kennenzulernen und dabei ein paar Insidertipps zu bekommen, wie man zum Beispiel Tortelloni wickelt und die Füllung anrührt. Aus Israel stammt die inzwischen internationale Gemeinschaft von eatwith.com, die seit einigen Jahren in mehr als 130 Ländern rund 5.000 kulinarische Erfahrungen bei 25.000 Gastgebern anbieten. Rund 10 Jahre älter und – vorerst - auf Italien konzentriert sich die Cesarine, die bei 700 Hobbyköchen Kochkurse, Markttouren, Lunch oder Dinner anbieten. Beiden Anbietern gemein ist, dass man bei Italienern und Italienerinnen in heimischen Küchen leckere Gerichte serviert bekommt und dabei mittendrin ist im Familienleben. |
2014 übernahm der Unternehmer Davide Maggi den einstigen Verein, um ihn zu einem erfolgreichen Start Up auszubauen. Durch das Engagement des Digitalunternehmers dürfte sich der Auftritt der Cesarine deutlich verbessert haben. Wer heute in Bologna bei den Cesarine nach kulinarischen Erfahrungen Ausschau hält, findet ein riesiges Angebot an Kochkursen, Markttouren und Essen zur Mittags- oder Abendzeit. Auch für Vegetarier oder Veganer ist etwas dabei. Allerdings sind mit der Professionalisierung der Website auch die Preise gestiegen. Für ein dreigängiges Menü mit Getränken wie Wasser, Wein, Kaffee und einem Digestiv werden sind Preis ab 65 Euro fällig. Welcher Anteil davon bei den Köchen landet, ist Geschäftsgeheimnis, die Preise entsprechen aber in etwa denen der örtlichen Gastronomie. Wer auf Barrierefreiheit angewiesen ist, sollte dies schon bei der Buchung mitteilen. Einen Menüplan wie bei eatwith.com gibt es bei den Cesarine nicht, ich erfahre nur, dass typische Gerichte nach regionaler Tradition serviert werden. |
ZU GAST BEI ORIANA UND SALVATORE
Um zur Wohnung meiner Gastgeberin zu gelangen, muss ich etwas klettern, denn Oriana und ihr Mann Salvatore leben im obersten Stockwerk eines der alten Häuser im Zentrum von Bologna. In den Arkaden, die mit einer Länge von 40 Kilometer fast die gesamte Altstadt durchziehen, finde ich den Namen auf einem Messingschild am Ehrfurcht einflößenden Tor. Über die Gegensprechanlage meldete sich Salvatore, der mich hinauf ins Dachgeschoss lotst. Einst kontrollierte ein Concierge die Besucher, heute ist der Schalter in der Eingangshalle verwaist und über die breite Marmortreppe mit dem teils recht wackligen Geländer geht es Stufe für Stufe aufwärts. |
Inzwischen sind die Kinder groß, aber die Lust am Kochen und an der Gemeinschaft haben sie und ihr Mann nicht verloren und so bereiten sie uns, wie an vielen anderen Abenden auch, ein delikates mehrgängiges, regionales Menü. Dabei erhalte ich von Oriana zahlreiche Tipps, wie man so köstliche Gerichte wie die delikate Kürbissuppe, Tortellini in Brodo oder saftig mürbes Bollito misto am besten zubereitet. |
MURTEN, DER SEE UND DAS WEINBAUGEBIET VULLY
Auf halber Strecke zum Murtensee ändert sich wieder die Sprache. Wir sind im deutschsprachigen Teil des Kantons. Was sich allerdings nicht ändert, ist die Reaktion bei Fragen nach dem Weg. Auch hier treffen diese zuerst französischsprachige Bewohner des Kantons. „Entschuldigen Sie, ich komme aus Fribourg und kenne mich hier nicht aus“ – selbstverständlich auf Französisch. Aber in Murten mit seinen gut 8.000 Einwohnern kann man praktisch nicht verlorengehen, denn das Stadtzentrum des Zährigerstädtchens ist von einer mittelalterlichen Ringmauer umgeben. |
Am Rande der Altstadt liegt das in die Stadtbefestigung integrierte Schloss der Savoyer und die alte Stadtmühle, die heute das historische Museum beherbergt. Eindrucksvoll ist das deutsch-reformierte Pfarrhaus, in dem 1797 der Schweizer Schriftsteller Jeremias Gotthelf geboren wurde. Das Rathaus entstand kurz vor der Schlacht durch den Umbau zweier Privathäuser. Die wundervolle Altstadt zieren Bürger- und Patrizierhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, wie der Murtenhof, das sogenannte Grosshaus als bedeutendstes Stadtpalais und das von einer spätgotische Fassade verzierte Haus zum Rübenloch. |
EIN BESUCH IM CHÂTEAU DE PRAZ
Wer Zeit mitbringt, sollte die knapp 200 Höhenmeter durch die Weinberge auf den Mont Vully hinaufmarschieren, um den weiten Blick über den Murtensee, auf Murten, das Mittelland, die Voralpen und die am Horizont majestätisch emporragenden Alpen zu genießen, während in Richtung Norden hinter dem Neuenburger- und Bielersee die Jurakette aufragt. Vogelfreunde finden an der Mündung des Broyekanals ein Naturschutzgebiet mit reicher Vogelwelt. Der lehrreiche Themenpfad durch die Rebberge führt von Freiburg hinüber ins Waadtland und erzählt viel über die Entstehung von Wein. |
Auch Marylène hat dieses Fingerspitzengefühl aus selektierten Chasselas erstklassigen Wein herzustellen. Generell braucht der auf der Hefe ausgebaute Wein mehr Zeit, um sein Potenzial voll präsentieren zu können. Die meisten der alten Rebstöcke des Weinguts tragen Grauburgunder, aus dem hier ein intensiv fruchtiger Wein hergestellt wird, der hervorragend zum Essen passt, wie wir schon bei Frédérik Kontratowicz feststellen konnten. Mit einem Lächeln stellt uns Marylène auf der Terrasse des kleinen Gartenhäuschens am See auch ihren Freiburger vor. „Der stammt nicht von unserem Freiburg“, erklärt sie, doch aus einer der anderen Zähringer-Regionen, dem Breisgau, wo der auch Freisamer genannte Wein aus einer Kreuzung von Grauburgunder und Silvaner entstand. Für Marylène ist die Rebsorte eine beliebte und seit 60 Jahren angebaute Spezialität ihres Weinguts, wenngleich andere Winzer in Vully und der deutschsprachigen Schweiz dem nicht folgen. Was uns hingegen schon früher aus Vully aufgefallen war, ist der Traminer. Auch die Parzellen des Traminers zählen zu den frühen Pflanzungen der Familie Chervet, die die Reben aus dem Elsass mitbrachten. Dabei verwendet man bewusst nicht den ursprünglichen Begriff Gewürztraminer, um Weinfreunden sprachlich entgegenzukommen. Ein ausgezeichneter, sehr schön duftiger Wein, der gerne auch noch etwas lagern kann. |
AUSFLUG IN DIE WELT DES KÄSE
Am nächsten Morgen fahren wir in den südlichsten Teil des Kantons, um den Käse kennenzulernen. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir mit dem nach dem letzten Weltkrieg angelegten Stausee Lac de la Gruyére, der die Saane in dem malerischen Voralpenpanorama anstaut, im gleichnamigen für seinen Käse berühmten District de la Gruyére. Auf Deutsch geht der Name Greyerz vermutlich nur Einheimischen problemlos über die Lippen, weshalb der Käse auch im deutschsprachigen Raum einfachheitshalber nicht Greyerzer oder Le Gruyére, sondern schlicht Gruyére genannt wird. Formal ist es etwas verzwickter: da nennt sich die Region La Gruyére, der Käse Le Gruyére und der Ort Gruyéres. |
Zuerst einmal muss das Lab wirken. Dicklegen nennt man das und Dickete das Ergebnis, dann wird die Dickete mit der mit Drähten bespannten Käseharfe klein geschnitten und mit Tüchern in die jeweilige Form gebracht. Dabei sorgen Gewichte dafür, dass die überschüssige Molke herausgepresst wird. Salzlake entzieht dem jungen Käse weiteres Wasser und anschließend wandert der zum Käselaib geformte Käse in die Reifekammer, wo er – je nach Typ – lagert und reift. |
DOPPELRAHM AUS GRUYERES
Ein anderes seiner Produkte ist die Crème double, der Doppelrahm, der hier in Gruyere einen Fettgehalt von 50 % hat und sich zu einem Flaggschiff der Produkte der Region entwickelt hat. Früher wurde sie nur auf den Alphütten von der frischen Milch abgeschöpft, heute wird der Doppelrahm in der Zentrifuge von der Magermilch getrennt und dann pasteurisiert, wobei sie für eine knappe halbe Minute auf 75 ° C erhitzt wird. So bleiben die Fettkristalle erhalten, die dem Doppelrahm von Gruyere seine dicke und cremige Konsistenz verleihen. Gérard bringt sie in dem typischen Holzkübelchen mit den fein geschnitzten Löffeln auf den Tisch. Dazu serviert er Meringues, die mit dem Doppelrahm köstlich schmecken. Eine wundervolles Dessert, zu dem auch frische Beeren gut schmecken. |
Ein anderes seiner Produkte ist die Crème double, der Doppelrahm, der hier in Gruyere einen Fettgehalt von 50 % hat und sich zu einem Flaggschiff der Produkte der Region entwickelt hat. Früher wurde sie nur auf den Alphütten von der frischen Milch abgeschöpft, heute wird der Doppelrahm in der Zentrifuge von der Magermilch getrennt und dann pasteurisiert, wobei sie für eine knappe halbe Minute auf 75 ° C erhitzt wird. So bleiben die Fettkristalle erhalten, die dem Doppelrahm von Gruyere seine dicke und cremige Konsistenz verleihen. Gérard bringt sie in dem typischen Holzkübelchen mit den fein geschnitzten Löffeln auf den Tisch. Dazu serviert er Meringues, die mit dem Doppelrahm köstlich schmecken. Eine wundervolles Dessert, zu dem auch frische Beeren gut schmecken. |
(c) Connaisseur & Gourmet 2021