Unsere Weintipps

Eleganter Riesling von der Nahe - Weingut Tesch

Martin Tesch im Keller

(c) Weingut Tesch

Besuch an der Nahe

Tesch im Weinberg

(c) Weingut Tesch

In den malerischen Hügeln der Weinregion Nahe liegt das Weingut Tesch. Mit Hingabe und Qualität hat sich das 1723 gegründete Weingut besonders in den letzten Jahrzehnten einen Namen gemacht, aber schon seit zwölf Generationen pflegt die Familie Tesch die Kunst der Weinbereitung und verbindet heute stärker als früher gekonnt Tradition und Innovation.

Als man sich im Hause Tesch erstmals mit Wein beschäftigte, hatte Johann Sebastian Bach gerade seine Stelle als Leipziger Thomaskantor angetreten und August der Starke schmückte in Dresden sein Grünes Gewölbe mit Gold und Diamanten. Damals wie heute war das Winzerdasein ein Bauernberuf. Einige arbeiteten in eigenen Weinbergen, andere für Klöster, Schlösser oder private Grundbesitzer. Nicht viele der kleinen privaten Winzer schafften es, sich mit ihren Weinen über das Umfeld hinaus einen Namen zu machen, da sie sich oft nicht auf die Weine fokussierten, die auf ihren Böden besonders gut gediehen. Noch heute scheuen viele Winzer davor zurück, Rebsorten aus dem Portfolio zu werfen, die kein o0ptimales Ergebnis abliefern, da sie befürchten, dadurch alte Kunden zu verlieren. Das Ergebnis: ein zu großes Angebot trotz insgesamt geringer Erntemengen. Auch im Weingut Tesch sah es lange Zeit ähnlich aus, bis Martin Tesch das Weingut aus dem Schneewittchenschlaf holte. Der promovierte Biologe reiste schon als junger Mann gerne und sammelte auf seinen Reisen nach London, das von Frankfurt-Hahn mit Ryanair billig zu erreichen war, jede Menge Knowhow. Obwohl dort nur wenig Wein produziert wird, zählen die Weinexperten der Insel zu den erfahrensten der Welt. Das hat Martin Tesch angezapft und konnte so das Weingut so aufstellen, dass es internationale Anerkennung genießt. Seine Vision sind Weine von höchster Qualität, die das Terroir der Weinberge widerspiegeln. Mit Leidenschaft und Entschlossenheit hat er traditionelle Ansätze überdacht und neben bewährten alten auch innovative neue Techniken eingesetzt.

Das Nahetal bringt einige der Schlüsselfaktoren für Qualität: vielfältige Böden, kühles Klima und optimale Sonneneinstrahlung. Gute bis exzellente Bedingungen für den Rebbau. Gelesen werden die Trauben auf den rund 20 Hektar von Hand und auch im Keller beschränkt Tesch die Eingriffe auf ein Minimum. So bleiben die natürlichen Aromen weitgehend erhalten.

Seit Vaters Zeiten hat Martin Tesch sein Angebot zwar reduziert, bietet aber dennoch eine Auswahl, die gut die Vielfalt der Nahe-Region widerspiegelt. Da stehen knackige Rieslinge neben kraftvollen Spätburgundern. „Für jeden Geschmack etwas Besonderes“. Bekannt wurde das Weingut durch seine "Unplugged" Weine, bei denen Tesch vollständig auf Einsatz von Schwefel verzichtet und Wein von authentischer Essenz der Trauben abliefert. Es waren auch die ersten Weine des Weinguts, die wir beim Besuch im Supermarkt entdeckten und die – noch ganz ungewohnt für Deutschland – mit einem Drehverschluss auf den Markt kamen. Weitere Weine kamen hinzu und begeisterten uns immer wieder. Gefallen hat uns auch die große Wertschätzung des Biologen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Er und seine Familie erkennen die Notwendigkeit, Verantwortung zu übernehmen, um die Natur und die wundervolle Weinbauregion zu erhalten. Das ist nur möglich, wenn man wie Tesch auf Schonung der Ressourcen und umweltfreundliche Anbaumethoden setzt.

Dabei ist es Tesch wichtig, um zukunftsfähig zu bleiben, bewährte alte Traditionen zu pflegen und fortzuführen und gleichzeitig sinnvolle Innovationen zu nutzen, um den Weinen des Weinguts den Sprung auf ein noch höheres Qualitätsniveau zu ermöglichen. So findet man im Laufe der Jahre immer wieder Neues im Weingut, das man auch in den Weinen schmecken kann. Tesch erfreut so mit seinen Weinen nicht nur den Gaumen, sondern bringt Weinfreunden auch die Geschichte und den Charakter der Nahe-Region näher.

Das Weingut ist eine wahre Perle in der deutschen Weinlandschaft, das mit begeisternder Leidenschaft für exzellente Weine, der Wertschätzung des Terroirs und einer geschickten Verknüpfung von Tradition und Innovation aus der Masse seiner Nachbarn herausragt.

Schwergewicht bei Tesch, wie bei sehr vielen seiner Kollegen an der Nahe, ist der Riesling. „Unser Fenster zur Natur“ sagt Martin Tesch. Er kennt jeden Quadratmeter seiner Weinberge und weiß genau, wodurch sich die Lagen unterscheiden. Für ihn ist Riesling die ideale Rebsorte, denn sie ist in der Lage, die Unterschiede des Bodens perfekt im Wein abzubilden. Die alten Reben sind tief in der Landschaft verwurzelt. Tesch hegt und pflegt die Böden. Später baut er sie im Keller schonend aus und füllt sie in leichter, besonders nachhaltigen Verpackungen ab.

Martin Tesch im Weinberg

(c) Weingut Tesch

Spannende Weine

Königsschild

(c) Weingut Tesch

Schon vor vielen Jahren ist er beim Kauf einer neuen Abfüllanlage dazu übergegangen, alle Weine mit Drehverschluss zu versehen. Das war besonders in den 00er Jahren bei vielen Sommeliers noch verpönt. Tesch verlor damals rund ein Fünftel seiner Kunden. Auch das Tantris in München warf ihn damals aus der Weinkarte. Unverständlich, denn der Drehverschluss schützt den Wein perfekt vor Oxydation und ermöglicht eine zuverlässige Reifung des Weines. „Für Riesling ist das perfekt“, sagt der Winzer. Auch sonst nimmt er bei aller Liebe zur Tradition immer wieder gerne neue Ideen auf. Zum Beispiel die ¼ -Liter-Kleinflaschen. Vor der Pandemie ein Nischenprodukt für einige Abnehmer, die ihren Kunden hochwertigen Wein in kleinen Mengen anbieten wollten. Mit Beginn der Pandemie explodierte die Nachfrage, da viele Gastronomen sie gerne in ihre Foodboxen packten. Inzwischen sind auch Magnums gefragt, die sich in Weinbars ideal für den Glasverkauf eignen. So wurde Tesch in Langenlonsheim peu a peu zu einem der innovativsten Weingüter Deutschlands.

Gerade haben wir wieder einige Rieslinge, die eine Hommage an die natürliche Schönheit der Nahe-Region sind, verkosten dürfen. Insgesamt sind es bei Tesch sechs Lagen von Rothenberg bis zum St. Remigiusberg, die er einzeln ausbaut und die man sich in einer sehens- und trinkenswerten Riesling-Box für knapp 100 Euro zuschicken lassen kann. Wir haben und auf Krone, Königsschild und eine Toplage, den St. Remigiusberg beschränkt.

Die Weine des Jahrgangs 2022 sind frisch, ausdrucksstark und markant. Weniger Alkoholgehalt als sonst, was aber für Wein aus den kühleren Klimazonen typisch ist. Das Wetter war 2022 extrem, brütende Hitze und die größte Trockenheit seit Jahrzehnten. Da von den letzten fünf Jahre vier zu warm und zu trocken waren, bleibt abzuwarten, ob sich das auch in den kommenden Jahren wiederholt. Tesch findet, dass die leichteren Rieslinge des Jahrgangs perfekt zu aktuellen Entwicklungen auf dem Weinmarkt passen - erfrischend und prägnant präsentieren sie definitiv “Cool Climate”

Die Laubenheimer Krone des Jahrgangs 2022 beeindruckt durch ihre schöne Frucht und die Mineralik des Mischbodens aus Lehmlöss und verwittertem Roten Sandstein. Zitrone und Ananas machen das Fruchterlebnis exotisch. Ein Wein mit einem schönen harmonischen Abgang, der sicherlich noch ein paar Jahre in der Flasche reifen kann. Die Reben wachsen an einem steilen Südosthang und der Boden verleiht dem Riesling einen wunderbar komplexen Charakter. Ideal ist der kräftige Westwind, der die Temperaturen in der Nacht herabdrückt und dadurch den Reifeprozess ebenso verlangsamt, wie den Abbau von Säure und Aromen. Das Ergebnis ist ein kerniges Temperament mit ausgeprägter Zitrusaromatik.

Eleganter und gradliniger kommt die 2022er Ausgabe des Langenloisheimer Königschilds daher, der auf Kalkstein und Löss gedeiht. Muschelkalk durchsetzt dort den lockeren Lössboden. Durch den lockeren Boden konnten sich die Wurzeln der alten Riesling-Reben bis in eine Tiefe von 15 Metern durchwinden, um auch in Zeiten der Trockenheit das absickernde Wasser zu gewinnen. Jetzt und in den nächsten Jahren duften sie floral und verspielt und floral, wirken geschmacklich geschliffen du elegant. Den Namen verdankt der Weinberg vermutlich seiner einstigen Zugehörigkeit zur Kurpfalz in Ingelheim, die Kaiser Karl der Große gerne als Winterresidenz nutzte.

Der Laubenheimer St. Remigiusberg 2022 ist ein Wein voller Tiefgang, Komplexität und Eleganz, der auf Vulkanverwitterungsgestein wächst. Es ist einer der kleinsten Einzellagen der Nahe. Verwittertes Vulkangestein und von Eisenerz durchzogener Lehm prägen den Boden. Hoch ist der Ertrag nicht, weshalb er auch preislich ein paar Euro teurer ist, als seine Brüder. Doch der exzellente Extrakt rechtfertigt die geringe Menge. Die üppige Frucht verändert sich im Verlauf der Reifung und erinnert dann an Mandarinen erinnert. Auch hier ist der 2022er Jahrgang um rund 1 Volumenprozent leichter als in den Vorjahren. Dicht, elegant von der Struktur ist er einer der spannendsten Weine des Weinguts. Seinen Vorgänger 2021 bewertete der US-Weinpapst Robert Parker mit sehr guten 93 Punkten. Vom Namen erinnert der St. Remigiusberg an die einst in Laubenheim lebenden Benediktiner, deren Reimser Fürstabt er vor seiner Heiligsprechung war.

Wenn Sie also einmal in der Region sind und auf der Suche sind nach Weinen mit Charakter, können wir Ihnen nur allen raten, einmal vorbeizuschauen oder im Internet einen Blick auf das Angebot des Weinguts zu werfen.

(c) Michael Ritter

(c) Connaisseur & Gourmet 2021