Unsere Weintipps

Der Graf und die Gefängnisinsel

Gefängnisinsel Gorgona

(c) Michael Ritter

DER GRAF AUF DER GEFANGENENINSEL

Nein – es ist nicht der Graf von Montecristo! Montecristo ist eine andere der Inseln des Toskanischen Archipels, die Alexandre Dumas für seine berühmte Geschichte inspirierte, die auf der französischen Gefängnisinsel Château d’If spielt. Keine dieser beiden Inseln ist heute noch ein Kerker: Château d’If mauserte sich zur Touristenattraktion und Montecristo steht völlig unter Naturschutz.

Unsere Gefangeneninsel heißt Gorgona und unser Graf ist Lamberto Frescobaldi. Langsam taucht die Insel bei unserer Fahrt von Livorno am Horizont auf, erst schemenhaft, dann immer deutlicher.

Touristen sind auf Gorgona, der nördlichsten und kleinsten Insel des Toskanischen Archipels, nur begrenzt und unter Aufsicht geduldet.

Zum Glück sind wir keine Touristen und auch keine Gefangenen, sondern Gäste Lamberto Frescobaldis, der neben Mitgliedern seiner Familie eine kleine Gruppe internationaler Journalisten auf die Insel eingeladen hat. Die meisten der knapp 300 Einwohner der nur etwas mehr als zwei Quadratkilometer großen Insel wohnen im Straflager und dessen Nebengebäuden.

Die felsige Insel ragt bis zu 225 Meter aus dem Meer. Bei klarem Wetter kann man ganz oben vom alten Turm nicht nur das rund 35 Kilometer entfernte Livorno erkennen, sondern auch Korsika, die anderen Inseln des Archipels und den Ligurischen Apennin im Norden. Wo sie nicht bebaut oder landwirtschaftlich genutzt wird, hat sich die Macchia ausgebreitet.

Gorgona

(c) Marchesi Frescobaldi

DER GRAF AUF DER GEFANGENENINSEL

In der Regel dürfen Touristen nur im Sommer in kleinen Gruppen am Dienstag auf die Insel kommen und werden dann von einem Patrouillenboot der Gefängnisverwaltung abgeholt. Dafür benötigt die Gefängnisdirektion schon zwei Wochen zuvor die Personalien der Besucher. Vorbestrafte, Freigänger oder „polizeibekannten“ Personen haben schlechte Chancen auf einen Besuch. Die Anzahl der Besucher pro Jahr ist entsprechend begrenzt.

Wer eine Tour der Cooperativa del Parco Naturale bucht, die allein die Genehmigung des Justizministeriums besitzt, wandert es zu Fuß zu den eindrucksvollsten Punkten der Insel, immer begleitet von Wildkaninchen, Möwen, Seeschwalben und Zugvögeln. Schmetterlingsfreunde werden begeistert sein von der Vielfalt an zutraulichen Arten. Für Privatschiffe ist rund um die Insel von der Gefängnisverwaltung und dem Naturschutz eine Sperrzone eingerichtet.

Wahrscheinlich hatten sich schon die Etrusker auf der Insel angesiedelt, sicher aber die Römer. Später lebten Eremiten und Mönche dort und errichteten kleine Klöster. Nach den Pisanern, die im Mittelalter den Torre Vecchia errichteten, kam die Insel in den Besitz der Medici, die Gorgona befestigten und die Certosini. Auch der in der Habsburgischen Sekondogenitur herrschende toskanische Großherzog Pietro Leopoldo, zu dessen Krönung zum Kaiser Mozart später La Clemenza di Tito komponieren sollte, baute die Insel aus. Ab 1869 wurde sie zu einer landwirtschaftlichen Strafkolonie in der sich die Gefangenen tagsüber frei bewegen können.

Weinberg auf Gorgona

(c) Michael Ritter

DER WEINBAU AUF GORGONA

Auch wir müssen wandern, denn die Dienstwagen der Gefängnisverwaltung sind nicht für Gäste vorgesehen. Ohne Kletterei in der sommerlichen Hitze ist der kleine Weinberg der Insel nicht zu erreichen. Schatten findet man nur im unteren Dorf am Hafen, wo heute nur noch eine alte Dame dauerhaft lebt, dann windet sich die Straße nach oben. Weinbau ist jetzt der wichtigste Erwerbszweig der Insel.

Das war nicht immer so. Zwar wurden hauptsächlich Vermentino- und Ansonica -Reben und einige Rebstöcke Sangiovese und Vermentino Nero schon 1999 in dem vor den starken Meereswinden geschützten kleinen Weinberg im Tal gepflanzt und von den Strafgefangenen ökologisch bewirtschaftet, doch ein vorzeigbarer Wein war es noch nicht und diente dazu – und das ist das wichtigste an dem ganzen Projekt – die Gefangenen sinnvoll zu beschäftigen. Ohne externe Hilfe war da kein Blumenstrauß zu gewinnen, zumal die Gefangenen wegen des Alkoholverbots auf der Insel den Wein nicht einmal verkosten durften. Das musste auch die rührige Gefängnisdirektorin erkennen. Geld vom Justizministerium um ein Weingut aufzubauen? Das konnte man bei den Budgetkürzungen vergessen.

Also schrieb die damalige Direktorin Maria Grazia Giampiccolo einen Bittbrief an Weingüter in und um Livorno, der Stadt, zu der die Gefängnisinsel gehört, und bat sie um ihre Hilfe. Die meisten Winzer schauten sich wahrscheinlich nur die „Größe“ des Weinbergs an (ein Hektar) und dessen Lage (34 Kilometer vor der Küste). Bei all den zu erwartenden Komplikationen konnte man es ihnen kaum verübeln, dass sie das Schreiben von Frau Giampiccolo in den Papierkorb beförderten. Auch beim Weingut Costa di Nugola wäre das wohl passiert, hätte nicht an diesen Tagen dessen oberster Dienstherr Lamberto Frescobaldi, der umtriebige Präsident der Frescobaldi-Gruppe, die seit 30 Generationen Weinbau betreibt, seinen Besuch angesagt. Lamberto reagierte prompt, erkannte das Potenzial und rief umgehend Nicolò D'Afflitto, den Chef der Produktion seines Wein Konzerns an. Gemeinsam machten sie einen Termin auf der Insel, sahen sich die Ausgangslage an und überlegten, wie man daraus etwas Vernünftiges machen konnte.

Empfang auf Gorgona

(c) Michael Ritter Antonio Fullone, Chef der Gefängnisse in der Toskana und Umbrien (2. von links), Santina Savoca, Leiterin des Gefängnisses Gorgona (3. von rechts), Lamberto Frescobaldi (2. von rechts)

FRESCOBALDOS PROJEKT GORGONA

Kurze Zeit später, im August 2012 war das Projekt Gorgona zwischen Frescobaldi und Gorgona, der einzigen noch verbleibende Gefängnisinsel Europas, geboren. Auf der Insel verbringen Häftlinge bei guter Führung in einem der Gefängnisse auf dem Festland den letzten Teil ihrer Freiheitsstrafe, arbeiten, leben in der Natur und erhalten die Möglichkeit, wieder in die Gesellschaft und das Berufsleben eingegliedert zu werden.

Ziel der Frescobaldis, die auf 30 Generationen und 700 Jahre Weinherstellung zurückblicken können, ist es jeweils rund 15 Gefangenen konkrete Erfahrungen im Weinbau zu ermöglichen. Gemeinsam mit deren Agrarwissenschaftlern und Önologen pflegen sie den kleinen Weinberg oberhalb des Hafens inmitten eines natürlichen Amphitheaters gelegen. Nicht gerade sehr effizient. Von hier oben sieht man hinab aufs Meer. 2015 wurde der Weinberg auf über zwei Hektar ausgebaut und damit verdoppelt. Angebaut werden weiterhin überwiegend Vermentino und Ansonica, aus denen der Gorgona gekeltert wird. Den Wein zeichnet seine einmalige Lage, die Handarbeit des Menschen und der Verzicht auf Technik aus. Zuerst einmal reduzierte Frescobaldi die Erträge und führte das strikte Weinbergmanagement seiner anderen Weingüter ein. Teil kam Hilfe von Freunden aus anderen Unternehmen, die zum Beispiel einen Traktor spendeten.

Nach der Gärphase werden die Barriques mit dem jungen Wein in Frescobaldis Weingut Rèmole verschifft, wo sie gegebenenfalls verschnitten und abgefüllt werden.

Als Lamberto Frescobaldi seinem Freund Andrea Bocelli von seinem Weinprojekt erzählte, war der gleich Feuer und Flamme, denn er residiert auf einer der Nachbarinseln. Frescobaldis Befürchtungen, es könnte etwas dauern, bis er dafür die Genehmigung einholen kann, erwiesen sich als unnötig. „Als sie hörten, wer sie besuchen wollte, waren die sonstigen bürokratischen Hürden wie weggeblasen. „Das toskanische Archipel ist ein Paradies auf Erden mit der Insel Gorgona als Perle: wild und leuchtend. Hinter der augenscheinlichen Widerspenstigkeit verführt sie mit ihrer Stille, den Düften und der Natur, die so kraftvoll und ewig jungfräulich ist... Umgeben von Wasser und Salz lädt die Insel dazu ein, die Segel einzuholen und verträumt in den Himmel zu blicken“ schrieb der Sänger nach seinem Besuch. Auch der Freund eines anderen Bekannten konnte ohne großen Vorlauf kommen: Matt Damon. Lächelnd erinnert sich der Graf an den damaligen Auflauf am Anleger von Gorgona.

Gorgona Bianco im Weinberg

(c) Marchesi Frescobaldi

DER GORGONA 2017 COSTA TOSCANA IGT

Bei einer Verkostung konnten wir den neuen Gorgona 2017 Costa Toscana IGT probieren, von dem erst im September 2018 rund 4.000 Flaschen auf den Markt kommen - zum stolzen Preis von rund 80 €. Lamberto Frescobaldi öffnet eine Magnumflasche mit dem gelben Wachsverschluss. "Eine Insel der Schmerzen - ein Wein der Hoffnung!" sagte er, als er die ersten Gläser selbst ausschenkt, die wir zum Büffet mit hochsommerlich leichten Salaten, frischem Käse und Wurst verkosten dürfen. Von Kopf bis Fuß Aristokrat, trägt er trotz der anstrengenden Tour über die Insel Hemd und Jackett. Das Design auf dem Label des Gorgona stammt jedes Jahr aus der Feder von Simonetta Doni, einer der Großen im internationalen Geschäft der Weinetiketten, die für viele der führenden Italienischen Weingüter arbeitet. Auch für sie ist die Arbeit für Frescobaldis Gorgona-Projekt ein Pro bono Auftrag. Jedes Jahr nimmt Simonetta eine Besonderheit der Insel, dieses Mal ist es die Fauna mit ihren perfekt akklimatisierten wilden Hasen, Wanderfalken und den Königsmöwen, die Gorgona zum Nisten aufsuchen.

Auf Gorgona war das Jahr 2017 arm an Regen und die Temperaturen waren höher als üblich, obwohl sie vom Meer abgemildert wurden. Die Trauben konnten dabei perfekt bis zur sehr selektiven Lese Anfang September ausreifen.

Im Glas glänzt der Gorgona 2017 faszinierend Strohgelb mit goldenen Reflexen und überrascht mit einem intensiven und eleganten Bukett von mediterraner Macchia, Rosmarin, Zistrose und Strohblume, einer leicht salzigen Note und deutlichen Fruchtnoten von Ananas und reifer exotischer Frucht. Man spürt den ruhigen und harmonischen Gleichklang der Insel. Klare Mineralnoten verleihen dem Wein seine erhabene Frische. Seit einiger Zeit gibt es auch einen roten Gorgona, der in einer Amphore heranreift und mit gerade einmal 500 Flaschen noch rarer ist als sein weißer Bruder.

Frescobaldi Laudemio

(c) Marchesi Frescobaldi

LAUDEMIO - FRESCOBALDIS OLIVENÖL

Neben dem Weinbau Frescobaldis gibt es auch einen Obst- und Gemüseanbau auf der Insel, mit der „Bianca di Gorgona“ existiert sogar eine autochthone Olivenart. Auf der Insel trafen wir Matteo Frescobaldi, der nach einem internationalen Wirtschaftsstudium und einigen Jahren Erfahrung in anderen Unternehmen erst kürzlich in das Unternehmen seiner Familie eingetreten ist und sich dort für das Olivenöl einsetzt. „Laudemio“ – so nannte man in den früheren Zeiten der Halbpacht den besten Teil der Olivenernte, der für den Herrn und Grundbesitzers bestimmt war. Seit 1986 ist es der Name eines heute von seiner Verwandten Diana Frescobaldi geleiteten Konsortiums, das zur Überwachung der Qualität des Olivenöls gegründet wurde und die Einhaltung bestimmter restriktiver Regeln kontrolliert.

Diese besagen, dass die Oliven von Hand geerntet und innerhalb von 24 Stunden gepresst werden. Rund 300 Hektar Olivenhaine, erzählt Matteo, gehören heute der Familie und nur die besten Oliven würden als Laudemio Frescobaldi verkauft. Gerade hat es von Slow Food die Auszeichnung als Grande Olio 2018 erhalten.

Auch Schweine und Rinder wachsen auf Gorgona heran und mit Hilfe eines Käsemachers, der wie die anderen seine Arbeit pro bono leistet, ist auch der auf der Insel hergestellte Caciocavallo, den uns die Gefangenen später als Häppchen zur Weinverkostung anbieten, durchaus genießbar.

Gorgona Bianco im Weinberg

(c) Michael Ritter

DIE GEFANGENEN UND DER WEIN

Zwar hat in den vergangenen Jahren Lamberto Frescobaldi keinen Gewinn auf der Insel erwirtschaftet, das ihm pro Jahr rund 100.000 Euro kostet, da er alle Einkünfte aus dem Wein in die Miete, die Löhne und die weitere Verbesserung der Ausrüstung steckt, doch hat er dabei viel gelernt, wie er mir beim gemeinsamen Abendessen an Vortag in Livorno verrät. Meist sind die von der Gefängnisleitung und ihm ausgesuchten Gefangenen nicht lange für das Unternehmen tätig, doch ist es für viele die wohl lukrativste Verdienstmöglichkeit seit Jahren. 1.200 Euro bekommen sie monatlich, soviel wie andere Feldarbeiter in seinem Unternehmen. Kein königliches Gehalt, doch fairer Lohn für ihre Arbeit, denn für viele der anderen Jobs spürt man die Kürzungen des staatlichen Budgets, die dazu führt, dass die Gefangenen nur für zwei bis drei Stunden täglich bezahlt werden, obwohl sie den ganzen Tag über beschäftigt sein sollen. Das gefährdet die positive Wirkung, denn eigentlich sollen die Gefangenen aus der Insel an ein normales Arbeitsleben herangeführt werden.

Sexualstraftäter und Mafiosi haben keine Chance auf Gorgona Die Insel ist ein "Bonbon" für Gefangene, deren Haftzeit sich dem Ende entgegen neigt. „Doch es sind keineswegs Unschuldslämmer, die man hier trifft. Man redet nicht über das Leben davor und was sie ins Gefängnis gebracht hat“, verrät der Graf. „Bei manchen spürt man, dass sie durch eine unglückliche Fügung in ein Gewaltverbrechen hineingestolpert sind. Oft reicht ein falsches Wort und die Situation eskaliert.“ Einige, wie der von der Sonne braungebrannte Ronald, kommen aus Albanien und anderen Balkanstaaten. Italiener sind in der Minderzahl. So gut wie alle sind wahre Muskelpakete, viele zieren große Tätowierungen und man möchte keinen Streit mit ihnen anfangen.

Schmunzelnd erzählt der Graf von seinem ersten Besuch auf der Insel. Dabei hatte man ihn mit dem als „Kellermeister“ tätigen Gefangenen allein gelassen, als der ihn den Keller zeigte. Wie gewohnt, habe er den Wein vom Fass verkostet und dann ausgespuckt.

„Darauf packte mich der Mann fest am Unterarm, schaute mir tief in die Augen und fragte, ob der Wein schlecht sei. „Nein!“ sagte ich, obwohl der Wein damals wirklich noch nicht gut war. Worauf er fragte, warum ich den Wein ausgespuckt habe. Ich erklärte ihm den Unterschied zwischen „verkosten“ und „trinken“. Mit einem freundschaftlichen „Ich glaube, wir müssen noch eine Menge lernen“ entließ er ihn aus dem festen Griff.

Die Gespräche mit den Gefangenen von Gorgona haben Lamberto verändert. „Heute nehme ich meinen Sohn zur Seite und sage ihm, er solle lieber einmal zurückstecken, als in einer brenzligen Situation das letzte Wort zu behalten.“ Er hat sehr schöne Momente erlebt, die auch dem welterfahrenen Aristokraten die Tränen der Rührung in die Augen treiben. "Als mir ein Gefangener sagte, von dem Lohn könne er seinen Sohn endlich ein paar Schuhe kaufen, war das ein unglaubliches Gefühl. Wenn jemand mit harter Arbeit und Verantwortungsgefühl Geld verdient, ist es das beste Gefühl, dass man überhaupt haben kann."

„Wie ist das hier auf der Insel? Ist das ein großer Unterschied zu Ihrem früheren Gefängnis?“ will ich von Roland wissen. „Ja“, antwortet der ruhig, „in meinem früheren Gefängnis war ich fast den ganzen Tag eingesperrt. Hier kann ich mich frei bewegen, habe das Meer, die frische Luft und die Sonne. Wie im Paradies.“ Auch Santo, einer der wenigen Italiener, arbeitet bei Frescobaldi im Weinberg. Er stammt aus der ländlichen Basilikata, wie er mir erzählt. In wenigen Monaten wird der stille, kleine Mann entlassen. Er freut sich schon auf die Rückkehr in seine Heimat. „Auch da gibt es Weinbau.“

Der Hafen von Gorgona

(c) Michael Ritter

PROMINENTE MORDFÄLLE UND IHRE TÄTER

Zwar sollen wir bei Gesprächen die Gefangenen nicht auf die Taten ansprechen, doch einige reden ganz freiwillig. Lamberto Frescobaldi hat so viel von ihnen erfahren. Zum Beispiel von Benedetto, der zwei Jahre sein Kellermeister auf Gorgona war. Dessen Name sagte ihn zwar nichts, aber seine Tat war 1995 weltweit Tagesgespräch, nicht nur in der verschlossenen Florentiner High Society. Die extravagante Exfrau des Modeunternehmers Maurizio Gucci, der man in den beiden vor dem Mord liegenden Jahren wegen ihrer Vorliebe für Schmuck und auffällige Kleider in Italien den Spitznamen „Liz Taylor“ anhaftete, hatte, wie die Polizei ermittelte, für viel Geld den gutaussehenden Sizilianer mit wechselnden Jobs angeheuert. Der sollte ihren Ex erschießen. Nach der Trennung des Paares hatte es einen Rosenkrieg gegeben. Immer ging es dabei um Geld. Wie Frescobaldi zählt auch Gucci zu einer der führenden Luxusmarken mit Florentiner Ursprung. Maurizio Gucci hatte gerade das von seinem Opa gegründete Modehaus für viel Geld verkauft. Der vom Lande stammende Benedetto konnte dem verlockenden Angebot, dass ihm ein Leben in Wohlstand versprach, wohl nicht widerstehen, wie das Gericht anhand von Indizien feststellte und ihn zu lebenslanger Haft verurteilte – obwohl Benedetto die Tat stets leugnete.

Auch die so genannte „schwarze Witwe“, sagte nicht aus und wurde verurteilt. Nach 16 von 26 Jahre Haft wurde sie 2017 vorzeitig entlassen. „Immerhin erhält sie das Erbe“, bemerkt Lamberto bitter. Man spricht von rund einer Million Euro pro Jahr. „So ist das Recht in Italien.“

Einige der bei ihm auf der Insel tätigen Gefangenen, die sich bei der Arbeit bewähren, bietet Frescobaldi im Anschluss einen richtigen Job in seinem Unternehmen an. Nicht auf Dauer, aber solange, dass sie sich einarbeitet können und dann eine echte Chance haben, im Weinbau oder in einen vergleichbaren Sektor Fuß zu fassen und eine Existenz aufzubauen. Auch Benedetto soll er nach seiner Entlassung einen Job angeboten haben, denn anders als seine einstige Auftraggeberin konnte der nicht auf ein reiches Erbe hoffen.

(c) Michael Ritter

Die Residenz der Direktorin

(c) Michael Ritter

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