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Braucht man Alkohol? Die World of Nix

Bestseller Saporitz Spumante

Dier leckere Spumante von Saboritz aus Glera- und Airen-Trauben des Veneto ist ein perfekter Begleiter für Feiern (c) World of Nix

Was ist eigentlich Wein ohne Alkohol?

Alkoholfreier Wein oder Traubensaft? Diese Frage stellt sich mancher. Traubensaft ist vielen zu süß, da er voller Frucht- und Traubenzucker ist. Das ist beim alkoholfreien Wein anders. Zwar kennt man ihn schon seit Jahren, doch erst vor wenigen Jahren fand er auch Eingang ins deutsche Weinrecht. Erst seit 2023 muss er mit diesem Label alle Anforderungen des Weinrechts erfüllen. Offiziell müsste man ihn eigentlich als "entalkoholisiert“ kennzeichnen, doch gebräuchliche Alternativen gehen auch.

Ich erinnere mich an Gespräche, die ich vor Jahren mit Kollegen geführt habe, die ausgiebiger über Wein schreiben und meist recht kläglich über Erfahrungen mit alkoholfreiem Wein berichteten und diesen oft als flach, leer, schlicht, nichtssagend oder langweilig beschrieben. Ein Kollege, dem sein Arzt nach einer Diagnose empfohlen hatte, einige Zeit auf den Wein zu verzichten, empfand dies sogar als eine Art Berufsverbot. Für einen ordentlichen alkoholfreien Wein braucht es mehr als für einen klassischen Wein, denn nur aus einem besonders guten Grundwein kann man nach der Entalkoholisierung möglichst viele Aromen retten. Das treibt den Preis für das Endprodukt in die Höhe und durch die Erhitzung gibt es zusätzlich auch einen Mengenverlust.

Es ist also nicht einfach, guten alkoholfreien Wein zu produzieren, da der Wein vor dem Prozess der Entalkoholisierung zunächst - wie jeder andere Wein - die Mindestanforderungen erfüllen muss. Der Alkoholgehalt muss bei uns mindestens 8,5 Volumenprozent betragen und darf dies in der Regel nicht unterschreiten. Maximal sind 15 % drin. Um den Wein dann vom Alkohol zu befreien, wendet man die teilweise Vakuumverdampfung, Destillation oder Membrantechniken an. Eine vorherige Erhöhung des Zuckergehalts im Most ist untersagt und nur mit einem Alkoholgehalt unter 0,5 % ist der Wein „alkoholfrei“, sonst gilt er als „teilweise entalkoholisiert“. Anders als beim normalen Wein ist bei ihn außerdem ein Mindesthaltbarkeitsdatum zu nennen.

Meist wendet man zum Alkoholentzug die Vakuumdestillation an, ein recht schonendes Verfahren, bei dem Alkohol bei rund 30 Grad verfliegt. Auch die Schleuderkegelkolonne liefert ähnlich Ergebnisse. Noch gibt es nur wenige Entalkoholisierungsanlagen in Deutschland, doch mit der Bereitschaft der Weingüter, auch alkoholfreie Weine anzubieten, dürfte die Zahl steigen. Mengenmäßig liegt der Absatz von alkoholfreiem Wein momentan bei einem Prozent, bei alkoholfreiem Schaumwein bei gut sieben Prozent.

Meist sind es nicht die klassischen Weintrinker, die zum alkoholfreien Wein greifen, sondern Menschen, die viel Sport treiben und auf Gesundheit achten. So stört es auch wenig, dass es keinen alkoholfreien deutschen Lagenwein geben kann. Das Weinrecht gestattet nur die Vermarktung als „Deutscher Wein“ ohne geografische Hinweise über die Herkunft. Etablierten Winzer, die ihren Kunden alkoholfreien Wein anbieten, dürften damit kein Problem haben, da ihre Kunden meist wissen, wo die Weinberge liegen. Interessanterweise dürfen teilweise entalkoholisierte Weine mit mehr als 0,5 % Alkohol die geschützte Ursprungsbezeichnung und die geschützte geografische Angabe tragen, wenn dies die Produktspezifikation des Weinbaugebiets erlaubt. Die Rebsorte darf genannt werden, wenn sie zu mindestens 85 % enthalten ist. Alkoholfreier Bio-Wein ist ebenfalls ein No-Go. Zwar kann er nach Bio-Kriterien hergestellt werde, verkauft muss er aber als konventioneller alkoholfreier Wein ohne Bio-Siegel. Alkoholfreie „Schaumweine“ sind schon länger erhältlich, wobei neben dem Alkohol auch die Kohlensäure schwindet und eventuell zugesetzt werden muss. Preislich wird er akktarkivm da Sektsteuer erst ab 1,2 % fällig wird.

Zwischenzeitlich rücken immer mehr Winzer bei einigen ihrer Produkte vom Alkohol ab, der über Generationen bei den Weinen einfach dazugehörte und bei Dorffesten in den Weinbauregionen für eine weinselige Stimmung sorgte. Dabei bediente man sich des Alkohols als Geschmacksträger und Vermittler der im Wein enthaltenen Aromen. Doch weil die Leber eines durchschnittlichen Erwachsenen meist 60 bis 90 Minuten braucht, um ein kleines 0,1 l-Glas Wein abzubauen, ist Daydrinking oder das abendliche Beisammensein mit Freunden und Wein und die anschließende Heimfahrt mit dem PKW höchst riskant. Nicht nur für den Führerschein, sondern für das eigene Leben und das der anderen Verkehrsteilnehmer.

Die Beschäftigung vieler Önologen mit dem Thema hat sich gelohnt. Wie einst beim Bier, dass inzwischen fast von allen Brauereien auch in einer alkoholfreien Variante zu bekommen ist, die den Geschmack der Bierfreunde zunehmend trifft, hat sich auch beim alkoholfreien Wein und alkoholfreien Spirituosen eine Menge getan. Da finden sich alkoholfreie Alternativen zu Gin, Whiskey, Rum etc. Gerade bei alkoholfreien Weißwein, Rotwein und Schaumwein hat der Weinfreund inzwischen einiges zur Auswahl.

Ein spannendes Angebot kommt aus den benachbarten Niederlanden. Dort hat 2021 das Start Up World of Nix als erster Händler für alkoholfreie Spirituosen die Türen in Amsterdam und Haarlem geöffnet und bietet seine Ware seit 2024 auch online bei uns in Deutschland an. Alle Informationen über das Angebot und sogar dem informativen Blog kann man in Deutsch lesen - wenngleich sich ab und zu ein niederländischer Beitrag hereinschummelt - und die Versandkosten sind dieselben wie in den Niederlanden. Ab 69 Euro erfolgt die Lieferung ohnehin kostenfre. Die sind bei dem spannenden Angebot schnell im Warenkorb angesammelt. Die Ambitionen sind hoch, denn World of Nix möchte mit der besten Auswahl an alkoholfreien Getränken gerne Marktführer werden. "Der Verzicht auf Alkohol muss einer lustigen Zeit nicht im Wege stehen. Wir akzeptieren zunehmend, dass kein Alkohol auch in Ordnung ist" sagen die beiden Gründer Frederike de Groot und Wim Boekema.

Dass sie dabei auf dem richtigen Weg sind zeigt, dass sich die alkoholfreien Alternativen mittlerweile in allen Altersgruppen etabliert haben und der Zuspruch weiter steigt. Ein Grund dafür ist sicherlich auch der anhaltende Trend zu gesunder Ernährung, aber auch Neugier auf Neues spielt nicht nur bei der Generation Z eine wichtige Rolle. Eine Herausforderung, der sich die beiden Niederländer stellen und ihr Angebot stetig ausbauen.

Bei den alkoholfreien Spirituosen fängt man die Essenz der Spirituose ein und eliminiert gleichzeitig den Alkohol. So erhält man ein Produkt, das zwar nur noch 0,5 % Alkohol enthält, aber Tiefe und Komplexität der ursprünglichen Alkoholvariante beibehält.

Auch die deutschen Kunden finden im Online Shop eine breite Auswahl an alkoholfreien Alternativen zu Wein, Bier und Spirituosen. Neben entalkoholisierten Getränken beschreitet man auch neue Wege, indem man die typischen Aromen von Wein nachbaut und so ein Geschmackserlebnis ermöglicht, wie man es bei einem traditionell gekelterten Wein oder einer Spirituose bekommt. Das mag für Freunde der puren Spirituose manchmal schwer nachzuvollziehen sein, funktioniert aber sehr gut bei Cocktails oder Longdrinks. Sehr interessant fanden wir im Angebot einige Spezialitäten wie Sparkling Tea in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen aus belebenden Schwarztee oder beruhigenden Grünen Tee oder Ingwer Essenzen. Wer nicht sicher ist, welcher alkoholfreie Gin dem eigenen Geschmack entgegenkommt, kann sich in einem Quiz online informieren. Sehr schön fanden wir auch die zahlreichen Cocktailrezepte, mit denen sich je nach Jahreszeit stets ein passender Drink zusammenmixen lässt. Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Während Alkohol meist sehr lange haltbar ist, auch wenn mit der Zeit das Aroma verfliegt, neigen die alkoholfreien Essenzen, wie der Ingwer-Drink zur Schimmelbildung und sollten nicht zu lange im Kühlschrank gelagert werden.

Beim Angebot hat Boekema die Latte hochgelegt. Durch die Auswahl der besten Qualität und des besten Geschmacks auf dem internationalen Anbietermarkt möchte er die Menschen dazu inspirieren, öfter mal auf Alkohol zu verzichten. Im Shop findet der Interessent mittlerweile Produkte von rund 50 Herstellern. Neben bekannteren Pionieren des alkoholfreien Genusses gibt es immer wieder Neuheiten und unbekannte Marken, denn wenn man wie de Groot, Boekema und wir häufig auf Genusstour durch Europa ist, stößt man landauf - landab oft auf spannende junge Start Ups. Sie wollen einfach mal einen kleinen Eindruck gewinnen? Dann liegen sie bei den Probepaketen goldrichtig.

© Michael Ritter

Gnista Barreled Oak

Ein schwedisches Getränk mit Charakter aufgrund eines warmen Nachgeschmacks mit Noten von Schokolade, Mandeln, Ingwer und anderen Gewürzen (c) World of Nix

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