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Bortolomiol - Prosecco Superiore

Weinberge des Prosecco

(c) Pixabay CC0

Giuliano Bortolomiol - Pionier des Prosecco

Gegründet wurde die Sektkellerei Bortolomiol vom gleichnamigen 27-jährigen Pionier Giuliano erst vor gut 70 Jahren, doch seine Familie kann auf eine viel längere Tradition zurückblicken, als sein Vorfahre Bartolomeo Bortolomiol sich schon zu Zeiten Casanovas einen Namen machte. Doch erst Giuliano, der seinen Abschluss an der traditionsreichen „Scuola Enologica Cerletti di Conegliano“ absolvierte, nahm das Geschäft richtig Fahrt auf, als dieser als Vorreiter eine Brut-Version des Prosecco auf den Markt brachte. Die Weinbauschule in Conegliano war 1876 die erste Weinfachschule Italiens, die Giovanni Battista Cerletti auf Anregung des Chemikers und Önologen Antonio Carpenè eröffnete. Der Ruf der Schule ist exzellent. In den 1930er-Jahren kam eine eigene Kellerei dazu, um die rund 30 Hektar Rebfläche selbst in Wein und Spirituosen zu verwandeln.

Als Giuliano die Schule abgeschlossen hatte, war die Lage in der Region alles andere als gut. Der Zweite Weltkrieg hatte die Männer aus den Weinbergen geholt und zahlreiche Opfer gefordert – auch in Conegliano und Valdobbiadene. Zahlreiche Weinberge waren ausgegeben und Giuliano Bortolomiol betrachtete es als seine Mission, für eine Renaissance der Sektherstellung zu sorgen und den Ruf des Prosecco vom lokalen Getränk zu einem angesehenen Vertreter unter den Schaumweinen Italiens und der Welt zu machen.

Er war Mitbegründer der Prosecco Weinbruderschaft und des Forums Spumanti d’Italia. Heute, zwei Generationen später zeigt sich deutlich, dass er es geschafft hat und nicht nur seine eigenen Produkte zu einer der führenden Marken unter den Schaumweinen Italiens zu etablieren, sondern auch den Prosecco seiner Heimat mit der Ernennung zur DOCG in den vinologischen Adelsstand zu erheben, der ein nicht wegzudenkende Aktivposten ist. Sicherlich hätte er sich gefreut, wenn er es noch erlebt hätte, dass pünktlich zum 70. Geburtstag des Sektguts im vergangenen Jahr die zauberhafte Hügellandschaft von Conegliano Valdobbiadene mit ihren Weinbergen von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde.

Als der Weinkritiker Luigi Veronelli ein Buch über seine Geschichte schreiben wollte, erinnerte man sich sowohl in Valdobbiadene als auch in Mailand an ihn diesen Vater des Prosecco Superiore und an sein Faible für sein Motorrad, mit dem er am Anfang seine Produkte den Menschen näherbrachte.

Die Damen Bortolomiol

(c) Prosecco.it

Frauenpower bei der Leitung des Sektguts

Heute wird die repräsentative Kellerei von seinen Töchtern Elvira, Maria Elena, Giuliana und Luisa Bortolomiol zusammen mit ihrer Mutter Ottavia geleitet, die zusammen mit dem Önologenteam um Roberto Cipresso für die Qualität der Produkte laufend das Weingut auf den neusten Stand halten. Wichtig ist ihnen dabei die Nachhaltigkeit, um sie auch für die Zukunft zu erhalten.

Das Geheimnis des Erfolges liegt primär am sorgfältig gepflegten Terroir und an der strengen Auswahl der Trauben. Nicht alles können die Schwestern selbst anbauen, doch auch bei den gekauften Trauben können sie sich auf langjährige Partner verlassen, die ihnen Trauben aus den besten Lagen im Kerngebiet in die Kellerei liefern. Man spürt schnell die Unterschiede zwischen diesen Edel-Proseccos und den Billigvarianten aus dem Flachland. Während in den pittoresken Hügeln gekonnte Handarbeit unumgänglich ist, wird weiter entfernt in der Ebene der Prosecco oft mit Maschinen in industrieller Massenproduktion hergestellt.

Die Kantine Bortolomiol in Valdobbiadene

(c) Bortolomiol

Prosecco ist nicht gleich Prosecco

Die Unterschiede kennt längst nicht jeder Freund des Spumante. Zwar hat Prosecco aus Conegliano Valdobbiadene inzwischen auch in Deutschland eine wachsende Zahl von Liebhabern, die den Unterschied kennen, aber noch immer dürfte vielen Verbrauchern die Unterschiede ebenso verborgen sein, wie beim Lambrusco aus der Emilia Romagna, bei dem ebenfalls Spitzenweine Schwierigkeiten haben, sich gegenüber der industriellen und pappig-süßen Massenware Gehör zu verschaffen. So wundert es nicht, dass der Großteil der Verbraucher eher zu den aufreizenden blauen Flaschen aus der Massenproduktion greift, statt zu den zwar etwas teureren, aber jeden Euro werten Qualitätsprodukten.

Besonders der Bandarossa hat schon seit Jahrzehnten treue Fans in Deutschland. Giuliano hat einst die besten Flaschen mit roter Kreide markiert, für den gemeinsamen Umtrunk mit guten Freunden. Heutzutage ist Bandarossa ein Bestseller, der immer noch gerne zusammen mit Freunden genossen wird.

Man sollte den Abstecher in die Weinberge unbedingt einplanen, wenn man zu Besuch in Norditalien ist. Conegliano bietet sich an als Standquartier für Besuche der Region. Venedig liegt mit dem Zug eine knappe Stunde entfernt und diese Anreise spart Geld und Nerven.

Prosecco

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Eine Verkostung des Top-Segments

Vor Ort merkt man, dass der Winzerspruch „Qualität entsteht im Weinberg“ mehr als eine Phrase ist. Der 2019er Bortolomiol Prior Prosecco Superiore Brut DOCG Millesimato ist ein Schaumwein mit einem tollen Bouquet von Birne, Akazienhonig und weißen Blüten. Fein strukturiert zeigt er frische Leichtigkeit, ohne es an der nötigen Dichte vermissen zu lassen. Dem folgt ein fülliger Abgang. Ein idealer Begleiter für Pasta und Antipasti, der in manchen Jahren vom Gambero Rosso die begehrten drei Gläser

Ein Highlight der Schaumwein-Kollektion ist die ihrem Vater gewidmete Gran Cuvèe del Fondatore, in der die ganze langjährige Erfahrung der Familie auf dem Gebiet der Sektherstellung ihren Höhepunkt erreicht. Sie soll den Traum des Prosecco verkörpern. „Rive“ nennt man hier im Weinbaugebiet die ganz besonderen Weinberge, eine Art Erste Lage und natürlich stammt auch dieser Prosecco Superiore, der regelmäßig auf den großen internationalen Wettbewerben ausgezeichnet wird, aus einem Rive, dem Weinberg San Pietro di Barbozza. Auch er ist ein Millesimato, also ein Jahrgangssekt, um die Besonderheiten jeden Jahrgangs zu betonen. Der Sekt bleibt mehr als zehn Monate auf der Hefe und wird nach der Metodo Martinotti, wie die Méthode Charmat in Italien meist bezeichnet wird, in einem großen Druckbehälter vergoren, in dem es dann zur Hefeautolyse kommt.

Erstaunlich, dass man so auch den nach traditioneller Methode hergestellten Schaumweine wie dem Champagner oder dem Trentodoc etwas entgegensetzen konnte. Schon 1967, sieben Jahre nachdem er seinen ersten Brut auf den Markt brachte, hatte Bortolomiol damit großen Erfolg in Frankreich, wo man ihm beim Concours International de Dégustation Montpellier eine Goldmedaille verlieh.

In den folgenden Jahren kamen andere Spitzenerzeugnisse dazu. Erst kam die Grande Cuvée del Fondadore MOTUS VITAE präsentiert, vor einigen Jahren folgte der Bio-Sekt Ius Naturae, der aus organisch angebauten Trauben hergestellt wird. In vielen Jahren erhielt der MOTUS VITAE die drei Gläser vom Gambero Rosso auch in den Jahren 2017 bis 2019. Gute Noten auch von Robert Parker, für dessen Wine Advocate seit etlichen Jahren in Rom die Amerikanerin Monica Larner die Weine fachkundig verkostet. Der elegante MOTUS VITAE zeigt ein blumiges Bouquet und eine gut strukturierte kräftig-lebendige Perlage und passt gut zu Fischgerichten. Der IUS NATURAE zeigt schöne Noten von Äpfeln und Birnen, mit einer angenehm frisch-fruchtigen Mineralität, eine perfekte Balance von Süße und Säure, der völlig zurecht drei Gambero Rosso Gläser erhielt.

Weinberge des Prosecco

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Nachhaltigkeit - auch für die Traditionen am Ort

Früher war der kleine Weinort Valdobbiadene auch mit der Spinnerei eng verbunden – wie viele andere Orte in Norditalien, bei denen diese Industrie durch die starke Konkurrenz aus Asien abgestorben ist. Die Familie Bortolomiol hat deshalb die alte Seidenspinnerei im kleinen Park im Herzen der Stadt und nur wenige Meter vom heutiigen Weingut entfernt vor dem Untergang gerettet, als Art & Wine Farm restauriert und wiederhergestellt. Es ist dem Andenken aller Frauen gewidmet, die einst hier gelebt und gearbeitet haben, Heute ist dort ein großzügiger Verkostungsraum verwandelt worden. Auf dem Gelände der Filandetta liegen die zwei Hektar Reben, die für den Ius Naturae Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG Biologico gekeltert werden. Zwei Tage widmet man sich der Lese dieser Trauben, um eine optimale Reife- und Qualitätskontrolle zu garantieren.

Diese Nachhaltigkeit ist auch wichtig für die soziale Verantwortung für das Territorium, die über das Projekt Green Mark auch alle Lieferanten einschließt. Bei dem Projekt aus dem Jahr 2011 geht es um eine bessere Bearbeitung der Rebstöcke und Trauben mit minimalen Eingriffen in die Natur, die auch von den Lieferanten erfüllt werden muss.

Auf Wunsch von Giuliano Bortolomiol feiert die traditionsreiche venezianische Kellerei ihr Gründungsjubiläum mit dem Frauen-Projekt “LandArt”, bei der man die deutsche Land Art-Künstlerin Susken Rosenthal 2019 als Artist in Residence in die alte Spinnerei holte. Das prämierte Kunstwerk „Cocoon“ wurde im vergangenen Jahr dem Publikum vorgestellt.

Doch auch beim Prosecco nutzte man das Jubiläum 2019 zu einem Special: dem Rive 70th Anniversary Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG. Nur 8.000 Flaschen dieser Spezialität hat man aus Trauben des Weinbergs bei Santo Stefano di Valdobbiadene, der neben seinem speziellen Terroir eine ganz besondere Sonnenausrichtung mit sich bringt. Der Brut Nature zeigt deutlich die immense Arbeitsbelastung des steilen Weinbergs, in dem alles von Hand erfolgen muss. Der Prosecco ist ganz anderes als der IUS NATURAE, viel wuchtiger, breiter aber mit schönen runden Aromen von Jasmin, Robinie und grünen Apfel. Der komplexe Schaumwein passt gut zum Risotto, aber auch zu Gerichten mit Meeresfrüchten.

(c) Michael Ritter

(c) Connaisseur & Gourmet 2021