Zu Gast (nicht nur) in Euopas Weinregionen

Spannende unbekanntere Ziele entdecken

Weinland Navarra

Pamplona rüstet gerade zum Fest des Schutzpatrons San Fermín am 7. Juli. Zu dessen Ehren findet jedes Jahr eine Woche lang seit 1591 die Sanfermines statt. In diesen Tagen sind alle Bewohner der 190.000 Einwohner zählenden Stadt und die inzwischen auf Millionengröße angeschwollene Schar der spanischen und internationalen Besucher mit weißer Kleidung und den traditionellen roten Halstüchern ausstaffiert, die es vor dem Fest in der Stadt zu kaufen gibt. Stand früher die Prozession, bei der der Schutzpatron durch die Altstadt getragen wurde im Vordergrund, so dürfte Ernest Hemingways Roman Fiesta, in dem er eine Schriftstellerclique als Aficionados am Stierkampfgeschehen teilhaben lässt, einiges zur Popularität der feucht-fröhlichen Festwoche beigetragen haben.

Schon auf der Prozession tanzt die Bevölkerung, behängt mit Knoblauchkränzen, von Trommlern unterstützt, lautstark durch die nordwestspanische Stadt, doch wenn beim „Encierro“ die Kampfstiere losgelassen werden und Todesmutige die ersten hundert Meter vor den wutschnaubenden Stieren durch Pamplonas Gassen zur Plaza de Toros um ihr Leben rennen, kocht die Stimmung über. Kein langes Spektakel. Wenn keine Komplikationen auftreten sind die Stiere in knapp drei Minuten durch die mit Holzplanken gut geschützten Strassen gerannt und erwarten dann in der Stierkampfarena ihren Tod.

Weinbauregionen

Südlich der navarresischen Hauptstadt Pamplonas liegt das Weinbaugebiet Navarra, dass bei Weinfreunden und Experten immer stärker von sich reden macht. Mit einer Anbaufläche von knapp 16.000 ha ist das seit 1975 mit dem D.O.-Status versehene Gebiet eines der kleineren Gebiete Spaniens, nachdem es in den letzten 100 Jahren wegen des Reblausbefalls zu Beginn des letzten Jahrhunderts auf rund ein Drittel seiner einstigen Fläche geschrumpft ist. Der Umschwung kam in Navarra erst spät, während die Nachbarn im, Rioja und Ribera del Duero in den letzten 20 Jahren massiv aufstockten, hat Navarra dank der Forschungstätigkeit der Forschungs-Institut für Weinbau und Önologie EVENA in Olite vielfach erst in den letzten Jahren aufgeholt. Dort hat man in aufwändigen Versuchsanlagen die wichtigsten Reben auf verschiedenen Böden und Unterlagen angepflanzt und verbessert damit die Grundlage der Winzer für neue Rebpfanzungen.

Die sonnige Landschaft ist bezaubernd. Wer mit dem Flieger kommt, reist meist über das nahe baskische Bilbao an, das mit mehreren Flügen gut mit Deutschland verbunden ist. Nachdem sich der Reisende auf der Autobahn durch die grünen Täler gewunden hat, empfängt ihn das karge baskische Hinterland um Vittoria und später die nördlichen Ausläufer Navarras. Einst zogen Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela durch das kulturreiche Land. Prachtvolle Kirchen und mächtige Burgen und Schlösser zeugen noch vom Reichtum und Macht, den die Pilgerscharen der Region brachten. Heute können sich die Weine der besten Bodegas durchaus mit Spitzengewächsen aus dem Rioja messen und sind oftmals deutlich günstiger. Der Niederschlag in der Region schwankt massiv. Die drei nördlichsten Bezirke stehen zu einem gewissen Grad unter dem Einfluss der Pyrenäen und erfreuen sich eines warmen, trockenen Kontinentalklimas. Die Niederschlagsmenge liegt bei 480 bis 660 mm/ Jahr, die mittlere Sonnenscheindauer bei 2200 - 2500 Stunden / Jahr. Südlich von Pamplona liegen 5 Unterbezirke, die über die besten Voraussetzungen in Punkto Klima und Böden verfügen: Baja Montaña, Ribera Baja, Ribera Alta, Tierra Estella und Valdizarbe.

Rebsorten

Immer noch bedeckt die robuste Garnacha-Rebe knapp die Hälfte der Anbaufläche, doch ist ihr Anteil nach der Umstellung von traditionellen Rosados auf Rotwein deutlich zurückgegangen. Heute ist sie besondere im heißen Süden noch oft anzutreffen. Die Rosés, die viel Freude für wenig Geld bieten, machen rund ein Fünftel der gesamten Weinproduktion aus. Die alten Garnacha-Reben erfreuen sich in letzter Zeit größerer Beachtung, nachdem das Priorat mit sortenreinen Weinen aus alten Reben gute Ergebnisse zeigt.

Die allseits beliebte Tempranillo-Traube, die einst ein Stiefkind war, konnte durch die EU-geförderte Qualitätsoffensive ihren Anteil auf ein Viertel ausdehnen. Heute ist sie DIE Sorte für hochwertige Weine. Cabernet Sauvignon und Merlot werden in der Region gern für Cuvées mit Tempranillo genutzt. Bei den weißen Reben ist die Viura- oder Macabeo-Rebe führend, doch beträgt auch ihr Teil nur belegt nur noch 5% der Rebfläche und das Interesse verlagert sich zunehmend auf Chardonnay.

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