Zu Gast (nicht nur) in Euopas Weinregionen

Spannende unbekanntere Ziele entdecken

FICO Eataly Bologna - Disneyland und Grüne Woche

Salumeria im FICO Bologna

(c) Pixabay CC0

„La Città grassa“ – die fette Stadt nennt man Bologna, die Hauptstadt der Emilia Romagna. In der Tat ist die Stadt und die ganze Region für ihre gute Küche und die zahlreichen Spezialitäten weltberühmt und gilt völlig zu Recht als eine der kulinarischen Hauptstädte der der Welt.

Ein guter Ort also, um ein Ess-Paradies am Rande der Stadt zu bauen, dass Genussmenschen aus dem In- und Ausland anziehen soll. „La Dotta“ – die Gelehrte, ist ein anderer Spitzname der Stadt, denn jeder Fünfte der rund 400.000 Bewohner ist Student an einer der zahlreichen Hochschulen, von denen die Università di Bolgna mit ihren mehr als 85.000 Studenten bei weitem die größte und auch die Älteste ist. Ja – die drittgrößte Universität Italiens ist auch die älteste Europas.

FICO

(c) FICO Eataly

La Citta Grassa

„La Città grassa“ – die fette Stadt nennt man Bologna, die Hauptstadt der Emilia Romagna. In der Tat ist die Stadt und die ganze Region für ihre gute Küche und die zahlreichen Spezialitäten weltberühmt und gilt völlig zu Recht als eine der kulinarischen Hauptstädte der der Welt.

Ein guter Ort also, um ein Ess-Paradies am Rande der Stadt zu bauen, dass Genussmenschen aus dem In- und Ausland anziehen soll. „La Dotta“ – die Gelehrte, ist ein anderer Spitzname der Stadt, denn jeder Fünfte der rund 400.000 Bewohner ist Student an einer der zahlreichen Hochschulen, von denen die Università di Bolgna mit ihren mehr als 85.000 Studenten bei weitem die größte und auch die Älteste ist. Ja – die drittgrößte Universität Italiens ist auch die älteste Europas.

Sie selbst geht in typisch italienischer Bescheidenheit sogar noch einen Schritt weiter und beschreibt sich als die vielleicht älteste Universität der Welt. Kennen wir das aus der Werbung nicht von irgendeiner Praline? Exakt datieren lässt sich der frühe Ursprung allerdings nicht und ignoriert völlig die arabische Welt, wo mit der al-Azhar-Universität in Kairo schon gut ein Jahrhundert zuvor der Grundstein gelegt wurde.

Wer sich beim Besuch von Bologna auf FICO Eataly begrenzt – was ein Jammer wäre – kann sich den dritten Beinamen der Stadt nur mit Mühe erklären: „La Rossa“. Das rote Bologna rührt nicht (mehr) primär von der politischen Ausrichtung der Stadt ab, die lange von den Kommunisten regiert wurde, sondern von den typischen roten Backsteinbauten, die nach wie vor das Zentrum prägen.

Mortadella-Brötchen

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DIE FICO EATALY WORLD

Vor zwei Jahren eröffnete man am Rand der Stadt die "FICO Eataly World". Die rund 100 Millionen Euro, die man dabei seitens der Stadt und des Konzerns Eataly von Oscar Farinetti in das Projekt investiert hat, waren wahrscheinlich sinnvoll, denn so konnte endlich der Raum des überdimensionierten Obst- und Gemüsemarktes CAAB sinnvoll genutzt werden und außerdem locken in der Nähe andere Einkaufszentren die Einkaufswilligen.

Münchner kennen Eataly vermutlich aus der Schrannenhalle beim Viktualienmarkt, wo Farinetti die europäische Expansion der 2004 von ihm gegründeten Firma, die 2007 ihren ersten Markt in einer stillgelegten Turiner Wermut-Fabrik eröffnete und inzwischen zum weltweit größten Vermarkter von italienischen Konsumgüter gewachsen ist, begonnen hat. Zwischenzeitlich findet man Eataly-Märkte nicht nur in Italien, sondern rund um den Globus in den USA, Südkorea, Japan, Russland, der Türkei, Brasilien, den VAE und Saudi-Arabien und auch auf einigen Kreuzfahrtschiffen.

Das Akronym FICO steht dabei für Fabbrica Italiana Contatina. Mit 100.000 Quadratmetern ist er einer der größten Märkte seiner Art auf der Welt. Man greift dort das Thema Ernährung auf, dass auch bei der Weltausstellung 2015 in Mailand im Mittelpunkt stand. Rund 150 Geschäfte findet man in der riesigen Halle, aber wer kleine schnuckelige Geschäfte sucht, ist fehl am Platz. Auf dem 10 Hektar großen Gelände denkt man schon beim Eingang eher an einen Ikea-Markt als an einen Genusstempel. Vielleicht liegt es daran, dass man dort Geschirr und verschiedene Küchengeräte anbietet.

Als wir vom Eingang durch mitsamt Gepäck durch die Halle stapfen, um unser Ziel, die kleine Mortadella-Fabrik zu besuchen, ahnen wir noch nicht, dass es ein langer Marsch vorbei an 45 weitläufigen Restaurants und Cafés, kleinen Produktionsanlagen und Showräumen werden wird, der uns ans andere Ende der Halle führt, wo man die Mortadella direkt neben den Parmaschinken platziert hat, für den werbewirksam der kleine deutsche 3-Sterne-Koch Heinz Beck aus dem Hilton in Rom mit seinem Namen wirbt.

Sechs Millionen Besucher erwartet FICO pro Jahr. Zumindest müssen wir nicht mit einem so starken Ansturm konkurrieren, sonst wäre der Weg mit dem Koffer eine Tortour geworden. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, sich gleich am Eingang eines der zahlreichen Fahrräder auszuleihen, die man auf dem weitläufigen Gelände kostenfrei nutzen kann, denn diese waren mit einem Einkaufskorb ausgestattet, der groß genug für den Koffer war.

An vielen Stellen können die Besucher die Produkte erst probieren und dann kaufen, wobei die Degustation von edlen Produkten nicht immer kostenfrei ist. Und zum Kosten gibt es so ziemlich alles, was die italienische Kulinarik hergibt, Rohschinken wie oben im Bild ebenso wie Parmesan unten im Bild.

Man fühlt sich ein wenig wie auf der Tuttofood, der großen Lebensmittelmesse in Mailand. Alle großen Lebensmittelfirmen oder Konsortien sind anwesend. Ob Grana Padano oder der konkurrierende Parmigiano Reggiano. Jeder bemüht um eine Bella Figura und viel Eleganz. Bei der verfügbaren Fläche braucht niemand zu kleckern, wer die nötigen Mittel hat kann richtig klotzen. Natürlich ist auch der Aceto Balsamico aus dem benachbarten Modena mit einem Balsamico Village präsent, in dem die sündhaft teuren Essenzen präsentiert und zu stolzen Preisen verkauft werden.

Vor allem für Gruppen aus dem Kindergarten und Schulklassen dürften in der FICO Eataly World ein echter Gewinn sein, denn wo sonst kann man auf relativ engem Raum so viel über die Herstellung der unterschiedlichsten Lebensmittel lernen, die dort in den verschiedenen Produktionsschritten nachvollziehbar erklärt werden. Ob Brauerei, Käsebetrieb oder Molkerei – überall kann man durch Glasscheiben live beobachten, was sich in der Fabrikation tut. Zumindest von der Größe der einzelnen Schaubetriebe eine gelungene Produktion en Miniaturen.

Slow Food

(c) Pixabay CC0

ZUSAMMENARBEIT MIT SLOW FOOD

Den ehemaligen kommunistischen Herrschern Bolognas dürfte die Anlage dennoch ein Dorn im Auge sein, da sich hier eigentlich nur die Großen der Branche präsentieren können. Aber vielleicht ist man dort schon ebenso pragmatisch wie bei den Linken in Deutschland, wo man gerade in Thüringen über eine Regierungsbildung mit der CDU nachdenkt. Vor ein paar Jahren noch ein Pakt mit dem Teufel. Aber auch in Italien zeigt man Pragmatismus angesichts der sich verfestigenden Macht des Großkapitals, wovon die Eataly-Partnerschaft mit Slow Food zeugt. Was wohl nicht wenig Slow Food-Mitgliedern ebenso übel als eine riesige Kröte aufstoßen dürfte, die Slow Food dabei geschluckt hat, wie deren Partnerschaft mit Costa Crociere, einem der Verpester der Weltmeere.

Manchmal ist man überrascht, wenn man Produkte aus kleinen Manufakturen wie La Campofilone bekommt, die ihre Pasta schonend aus Hartweizengries und frischem Ei ohne Zusatz von Wasser herstellen. Der hauchdünne Teig trocknet im gleichnamigen Ort in den Marken langsam und stufenweise bei erhöhter Temperatur.

Ziel von FICO Eataly ist es die komplette Produktionskette unter einem Dach zu versammeln. Bei den Rindern, Schweinen und Lämmern, die wie für die Arche Noah im Zweierpack in der Außenzone der Halle stehen, hat man zum Glück darauf verzichtet, sie – wie auf der Grünen Woche – in der Halle auszustellen. Auch kleine Felder hat man im Außenbereich angelegt, auf denen Gemüse und Getreide wachsen.

Ob Ihnen das Konzept von FICO Eataly gefällt oder nicht, ist persönliche Ansichtssache. Vielleicht lag es auch daran, dass kaum Besucher in der Halle waren und die Firmen dadurch die Zahl der Mitarbeiter reduziert haben. Statt durch halbleere Messehallen zu ziehen, ziehe ich es vor, das pralle Leben Bolognas mit seinen Märkte, Plätzen, Einkaufsstraßen zu entdecken, mit hier und da eine kleine Leckerei zu gönnen und vor einer der zahllosen Bars die auch mit ihren Gästen buntgemischte Bevölkerung Bolognas an mir vorbeiziehen zu lassen.

(c) Michael Ritter

(c) Connaisseur & Gourmet 2021