Zu Gast (nicht nur) in Euopas Weinregionen

Spannende unbekanntere Ziele entdecken

Die Weinroute durch die Euganeischen Hügeln

Euganeische Hügel

Panorama dal venda

Das Veneto bietet weit mehr als nur die Kulturschätze seiner Hauptstadt Venedig. Die mit dem immer stärker anwachsenden Touristenstrom ankämpfende Lagunenstadt bietet auch in ihrem Umland eine große Menge anderer Erlebnisse, die nicht nur einen Ausflug, sondern auch eine eigene Reise wert sind: das Gebiet des Prosecco rund um Conegliano und Valdobbiadene, die Palladio-Villen in und um Vincenza entlang des Brenta-Kanals, die Scaliger-Stadt Verona mit seinen sommerlichen Opernaufführungen in der alten römischen Arena und dem Gardasee und die einzigartige Berglandschaft der Dolomiten rund um Cortina d’Ampezzo. Alle der Vorgenannten sind UNESCO-Welterbe, wie auch der älteste Botanische Garten der Welt in Padua und die Fresken aus dem 14. Jahrhundert von Giotto und seinen Zeitgenossen in der Altstadt Paduas.

Padua

CC0 Pixabay

Padua und die Colli Euganei

Mein Besuch im April im Veneto gestaltet sich schwieriger als erwartet. Um schon den ersten Tag voll ausnutzen zu können, hatte ich einen frühen Flug gebucht. Doch leider schob Petrus unserem pünktlichen Abflug einen Riegel vor, indem er die Landebahn des Venezianer Flughafens Marco Polo in dichten Nebel hüllte, der uns erst nach einiger Zeit den Abflug ermöglichte. Noch im Anflug präsentierte sich die Lagune verschleiert, doch schon auf der Fahrt nach Padua scheuchte die Sonne alle Schleier davon.

Apropos Padua. Kurz vor der Stadt am Rande der Po-Ebene liegen rechter Hand der Autostrada Serenissima die Euganeischen Hügeln. Die meisten haben wohl schon einmal von den quasi als Vororte Paduas liegenden Badeorte Abano und Montegrotto Terme. Schon lange Zeit vor den Römern waren die Euganeischen Hügel bei den namensgebenden Euganeern berühmt wegen ihres Fangos und ihrer Thermalwasserquellen, denen ein hyperthermales Brom-Jod-Sole-Wasser entströmt, das leicht radioaktiv ist.

Mit einer Temperatur von bis zu 87 °C gehören sie zu den heißesten Thermalquellen der Welt und werden schon seit Jahrhunderten zur Behandlung von Nervenleiden und Rheumatismus genutzt. Alles wirkt dort nobel, aber auch ein wenig in die Jahre gekommen. Zahlreiche 4- und 5-Sterne-Thermalhotels bieten ihren meist betagteren Gästen moderne Fango-, Inhalations- und Wellnesstherapien an. Viele davon, wie das 5-Sterne-Hotel Abano Ritz Spa & Wellness-Hotel mit seinem gediegenen auch deutschsprachigen Service, Massage- und Bäderabteilung, mehreren Pools und Restaurants mit guter Küche und funktionierendem WLAN sind Mitglied der Strada del Vino.

Abano Terme

Ingresso alle sorgenti Montirone ad Abano Terme, opera di Giuseppe Jappelli, veduta di tre quarti

Thermalerlebnisse in Abano und Montegrotto Terme

Doch auch die Euganeischen Hügel bieten mehr als Abano und Montegrotto Terme, wie man bei einer kleinen Rundreise durch die eindrucksvolle Hügellandschaft erleben kann. Mein erster und letzter Besuch hier liegt schon fast 40 Jahre zurück. Damals machte man in Sachen Wein keinen großen Aufwand. Meist waren es einfache Weine, die dort zu bodenständigen Gerichten serviert wurden. Aber auch hier haben etliche Winzer, Gastronomen und Hoteliers die Zeichen der Zeit erkannt und sich in den vergangenen Jahrzehnten neu aufgestellt. Heute findet man hier großartige Winzer, viele davon mit Weingütern, die auf den neusten Stand der Technik sind, bequeme Landgasthöfe in allen Kategorien, die es erlauben, die kleinen Orte mit großer Vergangenheit und Geschichte zu erleben. Auch wer einen Besuch Venedigs plant, sollte überlegen, ob er die strategische Lage nutzt, die mit einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis geradezu zu Genießen einlädt.

Die Weinberge der Colli Euganei

(c) Michael Ritter

Die Strada del Vino Colli Euganei

Auf der Website des Vereins zur Stada del Vino Colli Euganei findet sich eine Karte, über die man seine Besuche leichter planen kann. Zur Übernachtung kann man entweder in den alten Thermalhotels einchecken oder in einen netten Agriturismo, die oft mit neuen, schön eingerichteten Zimmern, Swimmingpool und Panoramablick den Genuss von lokalen Produkten wie Wein und Olivenöl direkt beim Produzenten ermöglichen. Oft spürt man dort die Leidenschaft und die enge und intensive Beziehung zum wunderbaren Land. Meist eigenen sie sich schon zum Stert kleiner Wanderungen durch die Reben, die Mandel und Olivenhaine. Auch hier hilft ein Blick auf die Website der Strada del Vino weiter.

Kreuzgang der Abteil di Praglia

(c) Michael Ritter

Besuch in der Abbazia di Praglia

Bibliothek der Abtei

(c) Michael Ritter

Mein Besuch der Hügel führte mich zuerst zur Abbazia di Praglia, einem ein Benediktinerkloster bei Abano Terme. Mit dem Fahrrad sind die fünf Kilometer von Abano auf flacher Straße am Rand der Hügel schnell erreicht. Die Abtei aus dem 11. Jahrhundert war im Hochmittelalter der größte Grundbesitzer der Region. Nach dem romanischen Vorgängerbaubau entstand Mitte des 15. Jahrhunderts ein Neubau der Abtei im Stil der Renaissance. Napoleon sorgte auch hier für die Säkularisation und erst als sich das Veneto der Republik Italien anschloss, kamen die ersten Benediktinermönche zurück. Neben der Abteikirche mit ihren Fresken lohnt auch der Besuch des Klostergebäudes mit seinen vier Kreuzgängen, der schönen Fogazzaro-Loggia und der Biblioteca del Monumento Nazionale di Praglia, die leider ebenfalls unter den Auswirkungen der Säkularisation gelitten hat. Als echtes Highlight entpuppt sich allerdings die seit 1951 bestehende Werkstatt der Abtei zur Restaurierung historischer Handschriften und Bücher, die einen internationalen Ruf genießt. eingerichtet. Rund 25.000 Manuskripte, Inkunabeln, gedruckte Bücher, historische Landkarten und Zeichnungen wurden in den vergangenen 70 Jahren hier mit größter Sorgfalt und Expertise restauriert, darunter Originalwerke von Galileo Galilei, Alessandro Manzoni und Giuseppe Garibaldi. Auch als Mitte der 60er Jahre der Arno Florenz überflutete und Aqua Alta im nahen Venedig zahlreiche unersetzbare alte Werke aus den dortigen Bibliotheken und Archiven in Mitleidenschaft zog, konnten die Restauratoren das Schlimmste verhindern und zahlreiche Bücher retten. Es ist interessant den Restauratoren bei der Arbeit zuzusehen. Teilweise muss die Chemie unterstützen, um die Materialien und Strukturen des kulturellen Erbes zu erhalten und den Verfall zu verlangsamen. Es wird vermutlich eine sehr langwierige Aufgabe sein, denn in den Archiven und Bibliotheken wartet immer noch ein immenses Erbe darauf geschützt zu werden, da Papier wie jedes andere organische Material dem Abbau unterliegt. Tinten, Farben und Lacke, Staub und Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien wirken auf das Papier ein, manchmal siedeln sich Insekten an oder Nagetiere erlangen Zutritt. Auch das Licht oder außergewöhnliche Ereignisse wie Katastrophen oder Kriege wirken auf das Material ebenso ein wie der Mensch mit diversen Fehlgriffen. Oft ist dann ein Eingriff nötig, um das Kulturgut, das geschützt werden muss zu bewahren, damit es nicht seine Funktion der Informationsübermittlung verliert.

Direkt ans Kloster schließen die Wein- und Obstgärten an und vor dem Wirtschaftsgebäude stehen Dutzende Bienenstöcke. Die Früchte dieses Ora et Labora gewidmeten Leben der Mönche werden im Klosterladen angeboten. Wer einmal das klösterliche Leben und seine Abläufe kennenlernen möchte, kann im Gästehaus der Benediktiner Aufnahme finden und die klostereigenen probieren.

Der eigentliche Grund für den Besuch der Abbazia ist allerdings der Wein. Der hat im alten Gewölbe und in der alten Wasserzisterne des Klosters sein Zuhause gefunden. Schon seit fast einem Jahrtausend beschäftigen sich die Mönche mit dem Weinbau und der Verarbeitung. Als Berufung und eine der Lebensgrundlagen des Klosters. Die Produkte der Abtei werden nach sehr alten Methoden hergestellt. Neben dem Wein widmet man sich in einer modernen Manufaktur auch der Herstellung von Cremes und Salben, die immer in Bio-Qualität nur auf natürlichen Inhaltsstoffen basieren und eigene Heilkräuter verwenden.

Der zum Kloster gehörende Weinberg kann auf bestes Terroir setzen und die Reben sind sorgfältig gepflegt. Meist setzt man auf rote Reben, aber auch weiße sind vertreten. Hora Prima, so nennt man im klösterlichen Leben die erste Stunde nach Sonnenaufgang, die mit einem Gebet gefeiert wird. Der Bianco delle Venezie besteht je zur Hälfte aus Chardonnay und der im Veneto verbreiteten Garganega, einer alten Leitsorte, der viele modernere Rebsorten entsprangen. Ein eher fruchtiger und mineralischer Wein alten Stils.

Die Mönche widmen sich auch einem DOCG-Wein, der eines der vinologischen Highlights der Colli Euganei darstellt: dem Fior d’Arancio. Das bedeutet Orangenblüte und bezeichnet als Colli Euganei Fior d’Arancio seit 2011 einen Weißwein, Schaumwein oder Passito, der zu mindestens 95 % aus Moscato Giallo der Weinberge der Euganeischen Hügel gewonnen wird. Ein Schwergewicht legt man in der Abtei auf den Schaumwein. Der Festum ist ein süßer und sehr fruchtiger Fior d’Arancio Schaumwein, der gut zum Dessert passt. Beim Domus Abbas setzt man auf je ein Drittel Chardonnay, Garganega und Raboso, eine autochthone norditalienische Rotweinsorte, die schon Plinius der Ältere kannte. Er wird nach klassischer Methode, mit Nachgärung in der Flasche und mindestens 30 Monaten Lager auf der Hefe hergestellt. Der Extra Brut Emeritus setzt vollständig auf diese weiß vinifizierte Traube.

Roberto Gardina Quota 101

(c) Michael Ritter

Quota 101 Biowein auf 101 Meter Höhe

Roberta Gardina (Quota 101) und der Bürgermeister

(c) Michael Ritter

Wer mit dem Rad angereist ist, sollte sich überlegen, ob er den Berg hinaufradeln möchte, um mit Quota 101 das nächste Ziel zu erreichen. Die 101 steht in diesem Fall für die Höhenmeter, die das Weingut der Familie Gardina über der Po-Ebene liegt. Da von Roberto und Natalia und ihren Töchtern Silvia und Roberta geführte Bio-Weingut bei Torreglia wurde 2010 gegründet und besitzt insgesamt 20 ha Weinberge vor Ort, der sich erstklassig für die weißen Rebsorten eignet und in Baone, wo primär komplexe rote Reben gedeihen. Derzeit produziert man rund 25.000 Flaschen pro Jahr, möchte aber in Zukunft die Produktion vervierfachen. Auch hier spielt der gelbe Muskateller, der Fior d’Arancio eine wichtige Rolle.

Der Manzoni Bianco Colli Euganei DOC umschmeichelt die Nase mit zarter Orangenschale, Kräuter-, Gewürz- und Vanillearomen, die mit schöner mineralischer Note, Zitrus- und Apfelaromen daherkommen. Der Colli Euganei Fior d’Arancio trocken DOCG zeigt sehr schön, wie man den gelben Muskateller mit seinen Aromen von gelben Blüten, Orange und Zitrus trocken aber dennoch mit schöner Frucht ausbauen kann.

Beim eindrucksvollen Rotwein „Ortone“ Colli Euganei Rosso Doc mit komplexen Aromen von roten Früchten, Pflaumen, Kirschen und Gewürzen setzen die Giardinas mit 50% Merlot, 25% Cabernet Franc und 25% Cabernet Sauvignon auf handgelesene und einzeln vinifizierte französische Rebsorten. Die edelsüße Seite deckt der „Il Gelso di Lapo“ Fior D'Arancio Euganeischen Hügel DOCG Passito ab. Hierfür lässt man die Trauben ein Vierteljahr in Kisten trocknen. Sobald der Restzucker eine Konzentration von 400 g/l erreicht hat, werden sie gepresst und nach schneller Kaltklärung dekantiert und gärt auf ausgewählten Hefen in Barriques in denen er nach Schwefelung weitere zwei Jahre reift. Es ist ein Fruchterlebnis mit Sirup, Aprikose, Orangenhonig, kandierter Ingwer und orientalischen Gewürzen. Süß und mit schöner frischer Säure sorgt er für einen langen und eindrucksvollen Abgang. Ein Muss zu Blauschimmelkäse von der Ziege.

Bird'o Brauerei

(c) Michael Ritter

Besuch beim Craft Bier Brauer

Genug vom Wein? Warum nicht ein schmackhaftes Craft Bier genießen. In San Biagio di Teolo haben sich 2019 aus einer Begeisterung für das Bier heraus der promovierte Forstwirt Stefano Lazzarin und Stefano Bertretto die Brauerei Birdò an der Via Euganea angesiedelt. Ihre Biere stellen sie vor Ort her und versuchen dem Kilometer Zero so nah wie möglich zu kommen. Rund 240 Hektoliter brauen sie im Jahr und einiges davon geht hier im Birrificio bei Verkostungen und gemütlicher Einkehr zum Snack durch die Kehlen der Gäste. Das klare unfiltrierte „Made in Teolo“ O‘ ist ein Ale mit belgischen Zügen, ähnlich wie das gewürzte San Biagio, das Bier des Heiligen. Beim One More Indian Pale Ale setzt man auf Honig- und Harzaromen, Mr. Yosa – nomen est omen ist ein leicht bitteres American Pale Ale. Daneben gibt es immer wieder temporär einige spannende neue Biere. Der Besuch lohnt.

Ein absolutes Muss ist die Fahrt durch die Hügel. Ihre Entstehung verdanken sie, ebenso wie die Thermalquellen, den vulkanischen Aktivitäten im Untergrund, die dort die Ebene ausgebeult, aber meist nicht zu Vulkanausbrüchen geführt haben. Do findet man Reste von Fossilien auch noch auf der Spitze der Hügel. Die stellenweise sehr unterschiedliche Zusammensetzung des Gesteins, auf die detailliert einzugehen, viele Seiten füllen würde, macht das Terroir der Colli Euganei zu spannenden Weinbergen, bei der man mit ein wenig Experimentieren mit den Rebsorten erstklassige Ergebnisse bei den Weinen erzielen kann.

Lucio Gomiero von Vignalta

(c) Michael Ritter

Spitzenweine beim Weingut Vignalta

In den Felsen gehauener Weinkeller von Vignalta

(c) Michael Ritter

Zwar wurde schon vor meinem ersten Besuch der Colli Euganei vor rund 40 Jahren das Weingut Vignalta gegründet, doch den neuen vollständig in den Felsen gehauenen Weinkeller in Arqua Petrarca, der eine optimale Reifung der in Eichenfässern ausgebauten Weine gewährleiste, gibt es erst seit 1994. Ohne Zweifel präsentieren sich seine Weine als Highlight der Weine der Colli Euganei und räumen nicht zu Unrecht immer wieder die angesehensten Weinpreise ab. Der Keller bietet optimale Bedingungen für die Reifung und Lagerung der in Barrique ausgebauten Rotweine, meist aus Merlot und Cabernet Sauvignon, die in unterschiedlichen Cuvées vinifiziert werden. Weiße Rebsorten wie Pinot Bianco, Manzoni Bianco und Moscato Giallo runden das hochwertige Portfolio ab. Besitzer Lucio Gomiero gilt im Gebiet als Pionier beim Anbau internationaler Rebsorten und hat das Potenzial der vulkanischen Böden und der facettenreichen Fauna und Flora schon frühzeitig erkannt, dass sich zum Beispiel in seinem Topwein Gemola widerspiegelt, einem der bestbewerteten italienischen Rotweine. 70 % Merlot und 30 & Cabernet Franc, das erinnert an Saint Emilion und Pomerol und Lucio Gomiero ist ein erklärter Fan dieser Weine aus dem Bordelais. Ein Wein von dichtem Rubinrot mit granatroten Reflexen, der an Pflaumen, Kirschlikör und Zimt erinnert, mit Vanille und gerösteten Haselnüssen. Reife Tannine und schöne Röstaromen sind passend auf die Frucht abgestimmt, feingliedrig und mit langem intensivem Finale.

Gomiero teilt seine Zeit und seine Aktivitäten auf zwischen dem Weingut in Arqua Petrarca und seinem Wohnsitz im kalifornischen San Diego und hat mit der Leitung des Weinbaubereichs den Agronomen und Kellermeister Michele Montecchio betraut.

In Amerika kennt man den umtriebigen Unternehmer als King of Radicchio, denn dort baut er in mehreren Ländern das ursprünglich aus dem Veneto stammende Gemüse mit dem roten Kopf und der bitter-süßen Note an und gilt als der größte Produzent der Welt. Vom Studium her ist er eigentlich Architekt und sollte in der elterlichen Baufirma arbeiten, als er das Weingut quasi als Hobby aufbaute und damit schon bald die begehrten Drei Gläser des Gambero Rosso gewann. Zum Radicchio kam er mehr oder weniger zufällig durch seinen Arbeitskollegen Carlo Boscolo, mit dem er sich bei der Arbeit zu einem Bauprojekt angefreundet hatte und dessen Familie Italiens größten Radicchio-Farmer waren. Boscolo weckte in ihm die Idee nach Amerika zu gehen und dort nicht nur Radicchio zu importieren, sondern anzubauen. Nach anfänglichen Fehlversuchen wurde es bald zu einem Riesengeschäft. Inzwischen hat sich der Mann im Rentenalter weitgehend aus dem operativen Radicchio-Geschäft verabschiedet und kümmert sich mehr um seinen Wein.

Heute ist Vignalta, was für hohe Weinberge steht und gut zu dem oben auf dem Hügel liegenden Weingut passt, mit seinen 55 ha Weinbergen der größte und vermutlich beste Produzent der Colli Euganei. Für alle Rebsorten, die er teilweise sehr dicht gepflanzt hat, suchte er gezielt nach dem besten Platz hinsichtlich Höhe, Bodenbeschaffenheit und Ausrichtung. Die Weine bieten ein hervorragendes Preis-Genussverhältnis. Ausdrucksstarke Rote, die viel Spaß beim Trinken machen, aber auch tolle frisch-fruchtige Weißweine wie der Ode aus Pinot Bianco, Pinot Grigio und Muscat.

Arqua Petraca

Arquà Petrarca2

Zu Gast beim Dichter in Arqua Petrarca

Bei der Fahrt zum Weingut kommt man an Arqua Petrarca gar nicht vorbei. Der Ort ist einer der Borghi piu belli d’Italia und verdankt seinen Namen seit 150 Jahren dem großen Humanisten und Dichter Francesco Petrarca, der hier seine letzten vier Lebensjahre verbrachte und 1374 hier beigesetzt wurde. Herz des oberen Dorfes ist die Piazza am mit nur noch wenigen erhaltenen Fresken ausgemalten Dreifaltigkeits-Oratorium aus der Zeit Petrarcas und der Loggia dei Vicari, unter deren Arkaden einst der Vikar Versammlungen einberief. Ein venezianischer Markuslöwe zeigt die lange Loyalität mit der Republik Venedig. Ringsum findet man alte charakteristische Häuser aus Trachyt mit ihren blumengeschmückten Eingängen und Balkonen. Das Wohnhaus Petrarcas mit seinem kleinen Garten beherbergt heute eine Ausstellung über den Dichter. Kurios ist eine dort ausgestellte mumifizierte Katze, die Petrarcas große Liebe gewesen sein soll.

Zumindest die Mumie muss man wohl ins Reich der Legende verbannen. Unten im Dorf beherbergt die Pfarrkirche Santa Maria Assunta den Sarkophag Petrarcas. Ein Bummel durchs Dorf lohnt und könnte mit einem Abendessen im Restaurant La Montanella ausklingen. Das elegante Restaurant liegt inmitten eines großen Gartens mit bunten Blumenbeeten, jahrhundertealten Olivenbäumen und bietet von der Terrasse einen unvergleichlichen Panoramablick unter der kühlen Pergola. Ein Tipp für alle, die in dem Ort übernachten möchten: Quota 101 vermietet hier vier moderne Fereinwohnungen in altem Gemäuer,

Der nächste Tag beginnt mit dem Besuch der 2003 eröffneten Ölmühle. Colli del Poeta. Sie erinnert mit ihrem Namen an den großen Dichter, ist für ihre Ölproduktion bekannt und bietet Verkostungen und Besuche des riesigen Olivenhains. Rund 5600 Bäume verteilen sich auf 110 Hektar Land. Das Öl zeichnet sich durch seine goldene Farbe, sein zartes Aroma und seinen intensiven Geschmack aus verschiedenen Olivensorten aus.

Loggia der Villa dei Vescovi

(c) Michael Ritter

Villa die Vescovi - Enoteca Strada del Vino

In der Villa dei Vescovi

(c) Michael Ritter

Regeneration ganz anderer Art als in den Thermen findet man an einem Tag im Namen der Langsamkeit und des Nichtstuns in der Villa dei Vescovi. Einst bedeutete die Zeit in der Villa ein Leben abseits des Stadtlebens und seines Trubels. Doch auch heute gelingt es einem dort leicht zu regenerieren und den Kontakt mit Natur und architektonischer Schönheit zu genießen, zwei Elemente, die die Villa auszeichnen. Angelegt wurde sie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Feriendomizil des Bischofs von Padua, Francesco Pisani. Erbaut hat sie der veronesische Maler und Architekt Giovanni Maria Falconetto mit dem Gelehrten Alvise Cornaro als eines der herausragenden Beispiele für Renaissance-Architektur in Venetien. Einige Jahre später sollte Andrea Palladio, dem sie als Modell diente, mit seinen Villen die Architekturfreunde mehrerer Jahrhunderte begeistern. Schön ist der gute Zustand der Villa, die im Laufe derZeit die alte harmonische Beziehung zur umgebenden Landschaft bewahrt hat. Seit 2005 gehört sie dem FAI - Fondo Ambiente Italiano, der sie umfassend restaurierte. Wer seinen Besuch etwas vorausschauend plant, kann sich wie der Bischof fühlen und sich in eines der beiden Gäste-Apartments im obersten Stockwerk der Villa einbuchen.

Das wäre auch das perfekte Quartier, um die Produkte der Produzenten entlang der Strada del Vino Colli Euganei zu verkosten, denn direkt am Eingang der Villa dei Vescovi hat die Enoteca der Weinstraße Quartier bezogen. Neben den Weinen der Weingüter, den Olivenölen und den Salamiproduzenten. Ein idealer Ort auch, um den Besuch der Colli Euganei ausklingen zu lassen und sich dann auf die Rückreise in die Heimat zu begeben. Für viele Besucher dürfte danach eines klar sein: ihr letzter Besuch der Euganeischen Hügel war dies nicht.

© Nilgün Burgucu

Die Weinberge der Villa dei Vescovi

(c) Michael Ritter

(c) Connaisseur & Gourmet 2021