Der Cotentin - urwüchsige Normandie
NORMANDIE ZU BESUCH IM COTENTIN
Von Paris ist es gar nicht so weit – kaum hat man die Périphérique und das Pariser Becken verlassen und folgt der Autobahn südlich des Laufs der Seine zum Meer, erreicht man schon bald das Departement Seine-Maritime. Rouen, seine Hauptstadt, liegt dort, wo sich die Autobahn gabelt. Nach Norden erreicht man, die Seine passierend, die Seebäder der normannischen Steilküste. Nach Westen geht es in die Heimat der Apfelbäume, des Cidre, des Camemberts und des Calvados. Alles Namen mit den in der Gegend häufig anzutreffenden C. Im Department Calvados mit der Hauptstadt Caen saßen einst die mächtigen Herzöge der Normandie, die Normannen, die einst übers Meer kamen, um der fruchtbaren Region südlich des Ärmelkanals ihren Stempel aufzudrücken. |
Wir wollen nicht in die nahe gelegenen Ferienregion der Pariser, sondern in ein Gebiet, das auch für viele Franzosen recht unbekannt ist – die Halbinsel Cotentin, die sich von Bayeux bis Cherbourg erstreckt. Die flachen Strände tragen bekannte Namen – Omaha Beach, Utah Beach. Amerikanische Namen? Ja – denn hier spielte sich der D-Day ab - das blutige Landemanöver der US-amerikanischen Truppen, dass das Ende des 2. Weltkriegs einläuten sollte, eindrucksvoll geschildert im „Der Soldat James Ryan“ mit Oscargewinner Tom Hanks. Riesige amerikanische Kriegsgräberstätten dokumentieren die vielen Opfer, die Amerika hier bringen musste. |
CHERBOURG DER PORT DES AMÉRIQUES
|
Bekannt ist der Ort für den mittelalterlichen Cour Sainte-Catherine. Englische Pilger landeten hier auf dem Weg zum Mont Saint Michel, der dort als Chemin de Paradis begann. Nicht verpassen darf man natürlich die Muscheln von Barfleur, Hummer und andere Krustentiere. Etwas südlich davon wird bei Saint-Vaast-la-Hougue und der vorgelagerten Insel Tatihou die Geschichte wach. Edward III. von England wollte im Jahre 1346 seinen Anspruch auf die Krone Frankreichs militärisch durchsetzen und landete dort im Juli mit einer 15.000 Mann starken Invasionsarmee. Es war der Beginn des Hundertjährigen Kriegs. Nach der Eroberung von Caen traf er auf seinem Zug durchs nördliche Frankreich einen Monat später bei Crécy auf das Heer der Franzosen unter Philipp VI., dem er eine schwere Niederlage zufügte. Auch 1692 kamen beim Pfälzischen Erbfolgekrieg nach einer Seeschlacht bei Barfleur zwölf französische Linienschiffe in die Bucht und wurden von den Engländern in der „Schlacht von La Hogue“ angegriffen und vernichtet. Um weitere Niederlagen durch die Engländer zu verhindern legte schon zwei Jahre später der Festungsbauingenieur Benjamin de Combes auf dem Hügel von La Hougue und auf der gegenüberliegenden Insel Tatihou Festungstürme an, die zusammen mit elf anderen von Vauban erbauten Festungen heute UNESCO-Welterbe sind. |
DER BOTANISCHE GARTEN VON VAUVILLE
Rund 50 Kilometer fährt man von dort quer durchs Land, das etwas an Südengland erinnert. An der Steilküste im Westen, von der es nur ein Katzensprung zu den Kanalinseln Sark, Jersey und Guernsey ist, liegt Flamanville, eines der Atomkraftwerke, die Frankreich mit dem dort weit verbreiteten Atomstrom versorgen. |
Den Jardin und dessen kontinuierlichen Ausbau betreibt nach seinem Tod vor ein paar Jahren wieder ein Eric. Der Sohn der beiden hatte sich auch als Regisseur großer Pariser Modeschauen, darunter besonders der Givenchy-Shows, einen Namen gemacht. Nicht der einzige seiner Familie im Filmgeschäft: seine Tante ist die französische Schauspielerin Charlotte de Turckheim, ebenso Cousine Julia, die als eine der Töchter von Monsieur Claude zu sehen war. Gartenarchitekt ist mehr als nur ein Hobby der Familie. Wenn Besucher heute den Garten bei schönem Wetter durchstreifen haben sie oft das Gefühl an einem mediterranen Gestade gelandet zu sein und nicht im Norden Frankreichs. |
(c) Connaisseur & Gourmet 2021