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Bukarest

Die rumänische Hauptstadt begrüßt den Reisenden mit einem Verkehrstau, der den Verkehr vom Flughafen ins Zentrum fast zum Erliegen bringt. Zähflüssig bahnen sich Busse, LKWs und der Individualverkehr, bei dem der Dacia, die eigene rumänische PKW-Marke immer no ch eine führende Rolle spielt, wenngleich westliche Wagen, darunter auch zahlreiche protzige Edellimousinen oder Hummer deutlich anzeigen, dass Rumänien in der EU angekommen ist. Die traditionellen Esels- und Pferdekarren, die bis vor rund zehn Jahren das Straßenbild Rumänien dominierten, findet man in und um die Hauptstadt nur noch selten.

Einige der alten Prunkbauten wurden in den letzten Jahren von internationalen Hotelketten wie Hilton aufwändig renoviert und erstrahlen heute im neuen Glanz, andere Luxushotels sind in neuen Chrom glänzenden Neubauten untergebracht, alle in 1a-Lage und oft umgeben von gemütlichen Lokalen, die die mit Namen wie La Mama oder Capaccio mentale Nähe der Rumänen mit den Italienern unterstreichen. Überstrahlt wird dies alles allerdings an Prachtentwicklung von einem Bau, der mit seinem Namen „Haus des Volkes“ ganz anderes vermuten lässt. Ceauchescus Vorzeigeobjekt, dass er ab Mitte der 80er Jahre an der Stelle eines alten Stadtviertels errichten ließ sollte die anderen Bauten seiner sozialistischen Brüder in den Schatten stellen. Kostbarer Marmor aus den rumänischen Steinbrüchen, tonnenschwere Kandelaber an den Decken und handgewebte Teppiche in einigen der größten Prunksäle lassen einen vergessen, dass man in einem Bau aus sozialistsicher Zeit ist. Obwohl der Diktator zeitweise bis zu 1.700 Architekten beauftragt hatte und 26.000 Bauarbeiter in Schichtbetrieb rund um die Uhr arbeiteten, war Ende 1989, als Mitglieder der Regierung den wachsenden Unmut des Volkes nutzten und dessen Putsch unterstützten, nur ein Teil des Gebäudes fertig gestellt.

Auch heute verwenden die Führer, die Besichergruppen aus aller Welt durch den gigantischen Protzbau führen die ungeprüften Zahlen, die damals herumschwirrten und jagen dabei die Zahlen der verwendeten Materialien noch einmal in die Höhe. Wenn man nach rund einer Stunde wieder ins Freie tritt, hat man nur einen Bruchteil des Gebäudes gesehen, wenngleich es wohl der prachtvollste war.

Auch die Zufahrt zum Haus des Volkes musste nach Ceausescus Plänen prachtvoll sein. Wie beim Camp d’Elysée führte eine vielspurige Prunkstrasse darauf zu, Nur dass die Champ d’Elysée mit Läden und Cafes belebt ist, während im Paris des Osten nur Wohnbauten für verdiente Parteikader errichtet wurden und die Fußgängerwege ansonsten weitgehend wie ausgestorben wirken.

Wie es früher in Bukarest und den ländlichen Regionen des Landes ausgesehen hat, kann man gut bei einem Besuch im Dorfmuseum sehen, einem Freilichtmuseum im Herästreu-Park, das seit rund 70 Jahren durch den Wiederaufbau von Kirchen u d Bauernhöfen, die dort großzügig angelegt wiederaufgebaut wurden und einen guten Eindruck vom Baustil der verschiednen Teile des großen Landes vermittelt und durch Darbietungen und Kurse einen guten Eindruck vom ursprünglichen Leben der Landbevölkerung gibt, das auch in Rumänien nach dem EU-Beitritt mehr und mehr unterzugehen droht.

(c) Connaisseur & Gourmet 2021