Rheinromantik am Mittelrhein
"Warum ist es am Rhein so schön?"
„Warum ist es am Rhein so schön?“ Diese Frage stellten sich nicht nur Romantiker, die seit mehr als 200 Jahren in Gedichten und Liedern, mit Bildern und Statuen seine landschaftliche Schönheit, seine Burgen, seine Mythen und natürlich auch seinen Wein besingen. Seit dieser Zeit fahren regelmäßig Passagierschiffe durch das Mittelrheintal, das vielen als schönste Flusslandschaft Deutschlands gilt. Der Rhein ist die Heimat des Rieslings. Die hochbegehrten Spitzenweine lassen Weinliebhaber aus aller Welt ins Schwärmen geraten und – mal ganz ehrlich - welch schönere Kulisse kann man sich für dessen Genuss vorstellen als die seine felsigen Ufer. |
Die Fahrt entlang seiner Gestade ähnelt einem Feuerwerk und man muss gar nicht erst auf den allsommerlichen „Rhein in Flammen“ warten, bei dem der sommerliche Nachthimmel im bunten Glanz erstrahlt. Auch sonst löst ein Höhepunkt den nächsten ab, wechseln raue, wilde Felsvorsprünge mit kleinen, steilen Weinbergen. Pittoreske Dörfchen bieten ein breites Spektrum an Ausflugsmöglichkeiten und mittelalterliche Burgen, die einst die Passage von Kaufleuten und Reisenden sicherten, heißen heute als Restaurant, Jugendherberge oder Hotel Gäste willkommen. |
Von Bingen durchs Schiefergebirge
Bei Bingen durchbricht der Rhein machtvoll das Rheinische Schiefergebirge nach Nordwesten, das er am Siebengebirge bei Bad Godesberg wieder verlässt. Gegenüber der Nahemündung grüßt die Germania über die Rüdesheimer Weinberge und wünscht den Schiffen eine gute Fahrt. Aus dem Mittelalter stammt der Binger Mäuseturm. Die Sage erzählt vom hartherzigen Mainzer Bischof Hatto, der dort während einer Hungersnot von Mäusen bei lebendigen Leib aufgefressen wurde, doch der Name stammt wohl von der Maut, die hier Schiffern für die Durchfahrt abgeknöpft wurde. |
Bis zu 60 Grad steil sind die Rebzeilen am Assmannshäuser Höllenberg. Dessen Spätburgunder zählt zu den besten Deutschlands und hat ein fast legendäres Potenzial. Den schönsten Blick darauf bieten vielleicht die gegenüberliegenden Burgen Rheinstein und Reichenstein. Heute befinden sich dort Restaurants und Hotels. |
Gotik, Romantik und Wein - Bacharach und Oberwesel
Einige Jahre war dieser Teil des Rheins auch als Grenze zu Frankreich. Klöster wurden damals unter Kaiser NapoleonI I. säkularisiert, Staat und Kirche strikt getrennt. Der Wiener Kongress beendete das Intermezzo und sprach die Rheinprovinz Preußen zu. „Wilde Fahrt“ nannte man damals den Rhein im engen Tal bei Bacharach, dem Zentrum des Weinbaus am Mittelrhein. Victor Hugo erinnerte die Burg Pfalzgrafenstein, die auf einem Felsenriff im Rhein thront, an ein steinernes Schiff. |
Lange Zeit sorgte sie für sprudelnde Einnahmen wechselnder Feudalherren. Die Weine vom Bacharacher Hahn des Weinguts Toni Jost- Hahnenhof gehören zu den besten der Region. |
Die Loreley spielt Katz und Maus
Auf den folgenden Rheinkilometern schlängelt sich der Fluss durch eine Felsenlandschaft. Knapp unter der Wasseroberfläche lauernde Klippen wurden dort zahlreichen Schiffen zum Verhängnis. Natürlich war es nicht das Unvermögen der Kapitäne und die Schuldige wurde schnell gefunden: die Wassernixe Loreley, die auf dem Schieferfelsen sitzend mit ihrem Gesang und dem langen, goldenen Haar den Schiffern die Sinne verwirrte. Clemens Brentano und Heinrich Heine machten sie in ihren Dichtungen unsterblich. |
Nur wenige Kilometer trennen rechtsrheinisch die beiden Burgen Katz und Maus. Als der Trierer Erzbischof Burg Maus zum Schutz seiner Ländereien gegen die Grafen von Katzenelnbogen und deren mächtige Burg Rheinfels – heute ein Romantikhotel – auf der anderen Rheinseite errichtete, bauten diese in direkter Nachbarschaft zur Burg Maus eine Burg, die vom Volk nur Burg Katz genannt wurde. |
Boppard und die Marksburg
Beim Weinstädtchen Boppard an der größten Rheinschleife, liegt das Bopparder Hamm, die größte geschlossene Rebfläche am Mittelrhein. Ein schöner Weinlehrpfad führt durch die Reben und mit etwas Glück kann man dort Smaragdeidechsen erblicken. Schon die Römer hatten dort ein Kastell erreichtet und Wein angebaut. |
Während die meisten mittelalterlichen Burgen am Rhein im Laufe der Kriege zerstört und später im Stil der Rheinromantik wiederaufgebaut wurden, überstand die Marksburg bei Braubach die Kriege unzerstört und beeindruckt zahlreiche Gäste mit seiner gut erhaltenen Wehranlage mit Bergfried, Zwingern und Bastionen. |
Stolzenfels und Koblenz
Wenige Kilometer flussabwärts mündet die Lahn gegenüber vom neugotischen Schloss Stolzenfels in den Rhein. Das Hohenzollernschloss ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Schinkel in einem Landschaftspark Lennés errichten. |
Eine Seilbahn bringt Gäste über den Rhein hinauf und in der Langen Linie kann man die Weine der sechs rheinland-pfälzischen Weinanbaugebiete mit deftigen regionalen Spezialitäten, wie Deppekooche, einem früheren Arme-Leute-Essen am St. Martins-Tag aus Kartoffeln , Speck und Mettwurst oder den feineren Rheinischen Sauerbraten, der früher aus Pferde- und heute meist aus Rindfleisch zubereitet und mit Kartoffelklößen und Apfelmus serviert wird. |
Deutschlands Sprudelregion und die Ahr
Hinter Koblenz weitet sich das Rheintal im Neuwieder Becken. Mit einer ganz besonderen Attraktion kann das über 2000 Jahre alte Andernach aufwarten: dem höchsten Kaltwassergeysir der Welt, aus dem – wie bei einer geschüttelten Sprudelflasche - alle 100 Minuten eine 50 bis 60 Meter hohe Fontäne in die Luft schießt. Kein Wunder – zahlreiche bekannte Mineralwasserquellen entspringen der im Osten liegenden Eifel. |
Recht unauffällig ist die Mündung der Ahr, eines der besten und teuersten Rotweingebiete Deutschlands. Vorbei an den als Friedensmuseum erhaltenen Überresten der in den letzten Kriegstagen gesprengten Brücke von Remagen, kommt rechtsrheinisch das Siebengebirge in Sicht, dessen markantesten Felsen, dem Drachenfels bei Bonn-Bad Godesberg, an die Nibelungensage anknüpft. |
Adenauers Rhöndorf und die Bundesstadt Bonn
Im idyllischen Rhöndorf zu seinen Füssen wohnte einst Konrad Adenauer, der greise erste Kanzler der jungen Bundesrepublik. Der dort schon in Römerzeiten gebrochene Quarztrachyt war so beliebt, dass man fast den ganzen Berg für den Bau des Kölner Doms abgetragen hätte- was aber die Preußen 1836 unterbanden. |
Entlang des alten Bonner Regierungsviertels geht es weiter zur Bundesstadt Bonn, der Heimat Ludwig van Beethovens. Die quirlige Universitätsstadt lädt zum Bummel ein. Im alten Kurfürstlichen Schloss hat jetzt die Universität ihren Sitz, die Bundeskunsthalle, das Kunstmuseum Bonn und das Rheinische Landesmuseum zählen für Kunstfreunde zu den wichtigsten Museen des Landes und die Rheinaue sind beliebte Orte für die Naherholung und große Freiluftkonzerte. Die Millionenstadt Köln ist nahe. |
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