Bauhaus – Das neue Museum in Dessau-Roßlau
Anfangs dachte ich, wir fahren in einen Stadtteil von Dessau, nach Roßlau, doch unser Führer belehrte mich eines Besseren. Seit 2007 sei Dessau-Roßlau der neue Name der Stadt, nachdem man Dessau im Rahmen einer Kreisgebietsreform - wie schon einmal 1935 - mit dem benachbarten Roßlau zusammengelegt hat. |
Die Industrialisierung begann hier bereits Mitte des 19. Jahrhunderts und machte aus Dessau eine Stadt des Maschinen- und Fahrzeugbaus sowie der Lebensmittelindustrie. Schon im 1. Weltkrieg startete der Flugzeugbau der einst und jetzt für Gasbadeöfen bekannten Firma Junkers, aus der später die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke hervorgingen. Diese standen bei den Nationalsozialisten hoch im Kurs, nachdem man ihren widerspenstigen Firmengründers Hugo Junkers aus dem Unternehmen gedrängt hatte und ab 1936 Kriegsflugzeuge produzierte – und die Stadt dadurch zum Ziel zahlreicher Luftangriffe machte, die sie zum größten Teil dem Erdboden gleichmachten. |
DAS BAUHAUS IN DESSAU
Daran konnte auch das 1919 in Weimar gegründete Bauhaus und seine weltweite Bedeutung nichts ändern. 1925/26 hatte es der Meisterrat nach Mittelkürzungen der thüringischen Landesregierung in das von Walter Gropius geplante Bauhaus-Gebäude in Dessau verlegt, wo Hugo Junkers Förderung anbot. Wie Junkers behagte auch das Bauhaus nicht den Nationalsozialisten. Schon im Jahr vor der Machtergreifung beschloss der Gemeinderat die Auflösung des Bauhauses und veranlasste Ludwig Mies van der Rohe, es bis Mitte 1933 als private Institution in Berlin weiterzuführen. |
Nach der Wiedervereinigung wurde das gesamte Bauensemble, das 1996 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen wurde, zehn Jahre lang gründlich nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert und instandgesetzt. |
DAS NEUE BAUHAUS-MUSEUM
Mit dem neuen Bauhaus-Museum hat die von Stadt, Land und Bund getragene gemeinnützige Stiftung Bauhaus Dessau erstmals die Möglichkeit, ihren reichen Schatz an Exponaten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Team um Direktorin Claudia Perren wurde von dem riesigen Interesse, das die Eröffnung des neuen Museums im Rahmen des 100. Bauhaus-Jubiläums, schier überwältigt und hatte sich offensichtlich mit der vor ihm liegenden Arbeit verschätzt. Bei der Pressekonferenz stellten Frau Dr. Perren, die Kuratoren und der spanische Architekt des Hauses seine Funktionen vor, doch missglückte schon der Versuch, die zahlreichen Journalisten aus dem In- und Ausland seitens der Kuratoren durch die auf einer Fläche von 2.100 Quadratmetern präsentierten Sammlung zu führen, die mit 49.000 Exponaten nach dem Berliner Bauhaus-Archiv die weltweit zweitgrößte Sammlung zum Thema Bauhaus darstellt. |
Nach Protesten wurden an der gläsernen Fassade in mühevoller Handarbeit für eine halbe Million Euro vertikale schwarze Streifen aufgebracht, um Vögel abzuschrecken, da sich dort sonst Wolken und Bäume des Stadtparks spiegelten. Die Architektur von addenda zeichnet sich durch Klarheit und Schlichtheit aus und agiert zurückhaltend. So schlicht, dass die Dessauer schnell einen passenden Spitznamen fanden: Autohaus. |
DIE SAMMLUNG
Im filigranen Glaskasten liegt die Black Box des Museums, in dem die Erfolgsgeschichte der berühmten Schule nacherzählt wird – mit Möbeln, Leuchten, Textilien aber auch Skizzen der Architekten und Bauhaus-Schüler. Es ist ein Schlauch aus Beton, der dort in halber Höhe hängt. Schwarz ist die beherrschende Farbe der Böden, Decken und Wände. Auch als das Bauhaus 1926 in Dessau ankam, gab es Diskussionen in der Bürgerschaft. Die Stadt boomte und war auf dem Weg zur Großstadt. Doch das liberale Dessau war auch Heimat des einst wie jetzt eher konservativ geprägten Handwerks, das mit den Sehnsüchten der am Bauhaus Dessau Lehrenden und Lernenden wenig anfangen konnte. Die wollten weg vom Handwerk und hatten die industrielle Produktion im Blick, um so das Leben der Leute – auf Kosten des individuellen Handwerks – neu zu gestalten. |
Erst Mitte der 70er Jahre kaufte man in Leipzig über eine Galerie einen Grundstock von 148 Arbeiten an – für einen heute lächerlichen Betrag. Einige davon sind in der Ausstellung sehr stimmungsvoll neu präsentiert. |
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