Fribourg Wein, alpine Landschaften und Doppelrahm
FRIBOURG WEIN, ALPINE LANDSCHAFT UND DOPPELRAHM
„Hotel Aux Remparts“ ist der Name unseres Hotels, das wir auf dem Weg ins Zentrum von Fribourg am Wegesrand finden. Mit seinem Namen macht es sofort deutlich, wo es liegt: an der Stadtmauer, die in Teilen die alte Zähringer-Stadt immer noch umgibt. Das mit den Staufern verwandte Fürstengeschlecht aus Baden hatte im Mittelalter aktive Siedlungspolitik auch in der Schweiz betrieben. Zahlreiche Städte, Dörfer und Klöster aus dem 12. Jahrhundert, wie Fribourg, Murten und die Schweizer Hauptstadt Bern gehen auf sie zurück. Um es vom badischen Freiburg im Breisgau zu unterscheiden, ebenfalls eine Zähringer-Gründung, wird der Ort auch Freiburg im Üechtland genannt. |
Während im heutigen Fribourg der typische Grundriss mit dem sogenannten Zähringer-Straßenkreuz kaum noch zu erkennen ist, fällt er bei einem Rundgang durch das nahe Murten deutlich ins Auge. Zwei leicht gekrümmte Straßenzüge mit Toren an jedem Ende kreuzen sich im Zentrum und teilen den Ort in Quartiere im wahrsten Wortsinn auf. Stets so weit gekrümmt, dass man zwar vom Zentrum alle vier Tore sieht, aber nicht vom Eingangstor das jeweils gegenüberliegende Tor. Waren die Zähringer bereits im frühen 13. Jahrhundert Geschichte, so dominierten lange Zeit Patrizierfamilien die Geschicke der Stadt. |
"JE NE PARLE PAS FRANÇAIS"
Namikas hübsches Lied dudelte auf unserer Anreise aus Deutschland regelmäßig im Radio. Darin singt sie von einem Paris-Besuch, bei dem sie auf dem Champs-Elysées angesprochen wird und - außer dem Satz, dass sie kein Französisch spricht – nichts versteht. |
Auch Schulen können in beiden Sprachen besucht werden und vor ein paar Jahren akzeptierte man sogar die zweisprachige Beschriftung des Bahnhofs. Chapeau!Vielleicht sind Sprachprobleme auch einer der Gründe, dass die Stadt überwiegend ein Ziel für Tagesbesucher ist und in der sonst tourismusgeübten Schweiz bei den Übernachtungszahlen eine Nebenrolle spielt. Vielleicht liegt dies daran, dass es im Kanton keine 5-Sterne-Hotels gibt, aber auch hübsche und gut geführte 3- und 4-Sterne-Häuser sollten für die meisten Besucher ausreichend sein. Auch der eidgenössische Guide Michelin hilft nicht weiter. Je nach Sprachraum in dem sich der Leser befindet, muss er, um ihn zu verstehen, auch die jeweilige Sprache beherrschen. |
FRÉDÉRIK KONTRATOWICZ - HÔTEL DE VILLE
Es sieht so aus, als ob nur der französischsprachige Teil der Bevölkerung abends im Zentrum unterwegs ist, denn die Suche nach dem richtigen Abzweig zu unserem Ziel, dem Restaurant de l’Hotel de Ville, verläuft nicht ganz unproblematisch. Dabei sollte es ganz einfach sein, denn das Hotel de Ville ist das Rathaus und das Restaurant liegt direkt daneben. |
Ein echtes Schnäppchen ist das Restaurant zur Mittagszeit, wenn Frédérik auch in Anbetracht der begrenzten Geldmittel der jungen Menschen, die durch die Universität nach Freiburg gekommen sind, das Mittagsmenü für 29 SFr anbietet. |
MURTEN, DER SEE UND DAS WEINBAUGEBIET VULLY
Auf halber Strecke zum Murtensee ändert sich wieder die Sprache. Wir sind im deutschsprachigen Teil des Kantons. Was sich allerdings nicht ändert, ist die Reaktion bei Fragen nach dem Weg. Auch hier treffen diese zuerst französischsprachige Bewohner des Kantons. „Entschuldigen Sie, ich komme aus Fribourg und kenne mich hier nicht aus“ – selbstverständlich auf Französisch. Aber in Murten mit seinen gut 8.000 Einwohnern kann man praktisch nicht verlorengehen, denn das Stadtzentrum des Zährigerstädtchens ist von einer mittelalterlichen Ringmauer umgeben. |
Am Rande der Altstadt liegt das in die Stadtbefestigung integrierte Schloss der Savoyer und die alte Stadtmühle, die heute das historische Museum beherbergt. Eindrucksvoll ist das deutsch-reformierte Pfarrhaus, in dem 1797 der Schweizer Schriftsteller Jeremias Gotthelf geboren wurde. Das Rathaus entstand kurz vor der Schlacht durch den Umbau zweier Privathäuser. Die wundervolle Altstadt zieren Bürger- und Patrizierhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, wie der Murtenhof, das sogenannte Grosshaus als bedeutendstes Stadtpalais und das von einer spätgotische Fassade verzierte Haus zum Rübenloch. |
EIN BESUCH IM CHÂTEAU DE PRAZ
Wer Zeit mitbringt, sollte die knapp 200 Höhenmeter durch die Weinberge auf den Mont Vully hinaufmarschieren, um den weiten Blick über den Murtensee, auf Murten, das Mittelland, die Voralpen und die am Horizont majestätisch emporragenden Alpen zu genießen, während in Richtung Norden hinter dem Neuenburger- und Bielersee die Jurakette aufragt. Vogelfreunde finden an der Mündung des Broyekanals ein Naturschutzgebiet mit reicher Vogelwelt. Der lehrreiche Themenpfad durch die Rebberge führt von Freiburg hinüber ins Waadtland und erzählt viel über die Entstehung von Wein. |
Auch Marylène hat dieses Fingerspitzengefühl aus selektierten Chasselas erstklassigen Wein herzustellen. Generell braucht der auf der Hefe ausgebaute Wein mehr Zeit, um sein Potenzial voll präsentieren zu können. Die meisten der alten Rebstöcke des Weinguts tragen Grauburgunder, aus dem hier ein intensiv fruchtiger Wein hergestellt wird, der hervorragend zum Essen passt, wie wir schon bei Frédérik Kontratowicz feststellen konnten. Mit einem Lächeln stellt uns Marylène auf der Terrasse des kleinen Gartenhäuschens am See auch ihren Freiburger vor. „Der stammt nicht von unserem Freiburg“, erklärt sie, doch aus einer der anderen Zähringer-Regionen, dem Breisgau, wo der auch Freisamer genannte Wein aus einer Kreuzung von Grauburgunder und Silvaner entstand. Für Marylène ist die Rebsorte eine beliebte und seit 60 Jahren angebaute Spezialität ihres Weinguts, wenngleich andere Winzer in Vully und der deutschsprachigen Schweiz dem nicht folgen. Was uns hingegen schon früher aus Vully aufgefallen war, ist der Traminer. Auch die Parzellen des Traminers zählen zu den frühen Pflanzungen der Familie Chervet, die die Reben aus dem Elsass mitbrachten. Dabei verwendet man bewusst nicht den ursprünglichen Begriff Gewürztraminer, um Weinfreunden sprachlich entgegenzukommen. Ein ausgezeichneter, sehr schön duftiger Wein, der gerne auch noch etwas lagern kann. |
AUSFLUG IN DIE WELT DES KÄSE
Am nächsten Morgen fahren wir in den südlichsten Teil des Kantons, um den Käse kennenzulernen. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir mit dem nach dem letzten Weltkrieg angelegten Stausee Lac de la Gruyére, der die Saane in dem malerischen Voralpenpanorama anstaut, im gleichnamigen für seinen Käse berühmten District de la Gruyére. Auf Deutsch geht der Name Greyerz vermutlich nur Einheimischen problemlos über die Lippen, weshalb der Käse auch im deutschsprachigen Raum einfachheitshalber nicht Greyerzer oder Le Gruyére, sondern schlicht Gruyére genannt wird. Formal ist es etwas verzwickter: da nennt sich die Region La Gruyére, der Käse Le Gruyére und der Ort Gruyéres. |
Zuerst einmal muss das Lab wirken. Dicklegen nennt man das und Dickete das Ergebnis, dann wird die Dickete mit der mit Drähten bespannten Käseharfe klein geschnitten und mit Tüchern in die jeweilige Form gebracht. Dabei sorgen Gewichte dafür, dass die überschüssige Molke herausgepresst wird. Salzlake entzieht dem jungen Käse weiteres Wasser und anschließend wandert der zum Käselaib geformte Käse in die Reifekammer, wo er – je nach Typ – lagert und reift. |
DOPPELRAHM AUS GRUYERES
Ein anderes seiner Produkte ist die Crème double, der Doppelrahm, der hier in Gruyere einen Fettgehalt von 50 % hat und sich zu einem Flaggschiff der Produkte der Region entwickelt hat. Früher wurde sie nur auf den Alphütten von der frischen Milch abgeschöpft, heute wird der Doppelrahm in der Zentrifuge von der Magermilch getrennt und dann pasteurisiert, wobei sie für eine knappe halbe Minute auf 75 ° C erhitzt wird. So bleiben die Fettkristalle erhalten, die dem Doppelrahm von Gruyere seine dicke und cremige Konsistenz verleihen. Gérard bringt sie in dem typischen Holzkübelchen mit den fein geschnitzten Löffeln auf den Tisch. Dazu serviert er Meringues, die mit dem Doppelrahm köstlich schmecken. Eine wundervolles Dessert, zu dem auch frische Beeren gut schmecken. |
Ein anderes seiner Produkte ist die Crème double, der Doppelrahm, der hier in Gruyere einen Fettgehalt von 50 % hat und sich zu einem Flaggschiff der Produkte der Region entwickelt hat. Früher wurde sie nur auf den Alphütten von der frischen Milch abgeschöpft, heute wird der Doppelrahm in der Zentrifuge von der Magermilch getrennt und dann pasteurisiert, wobei sie für eine knappe halbe Minute auf 75 ° C erhitzt wird. So bleiben die Fettkristalle erhalten, die dem Doppelrahm von Gruyere seine dicke und cremige Konsistenz verleihen. Gérard bringt sie in dem typischen Holzkübelchen mit den fein geschnitzten Löffeln auf den Tisch. Dazu serviert er Meringues, die mit dem Doppelrahm köstlich schmecken. Eine wundervolles Dessert, zu dem auch frische Beeren gut schmecken. |
(c) Connaisseur & Gourmet 2021