Balzano, Ich bleibe hier
Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Die junge Lehrerin Trina lebt in dem hübschen Vinschgauer Ort Graun, als die Zeiten hier zunehmend düsterer werden. Hitler und Mussolini haben ihre "Große Option" ausgehandelt, die die deutschsprachigen Bewohner der eines zum Habsburger Reich gehörenden Region Südtirol in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs vor die Entscheidung stellt, entweder ins Deutsche Reich auszuwandern oder in Italien Bürger als Bürger zweiter Klasse zu bleiben. 85 Prozent entscheiden sich für die Deutschland-Option, doch die Zahl der tatsächlichen Auswanderer ist geringer. Trina entscheidet sich für das Bleiben – obwohl sie in ihrem Dorf nicht als Lehrerin tätig sein darf und den Kindern nur noch heimlichin Kellern und Scheunen Unterricht geben kann, immer in Gefahr, dafür verschleppt und in Haft genommen zu werden. Sie bleibt auch, als nach dem Krieg den Südtiolern eine gewisse Autonomie zugesprochen wird und ein Drittel der Optanten wieder in die Heimat zurückkehrt, aber ihr Dorf dem schon lange geplanten Stausee weichen soll. Das große Energieprojekt nimmt keine Rücksicht auf Mensch und Natur und wird von der lethargischen einheimischen Bevölkerung - anders als von der leidenschaftlichen Trina, die mit Leib und Seele Widerstand leistet - wegen der anfangs nicht gesehenen Gefahr für das Dorf, nicht vehement genug bekämpft. |
Anders als viele Deutsche, die den Vinschgau mit seinen Waalwegen und Obstplantagen zumindest von der Durchfahrt in den Süden kennen, lernte Marco Balzano ihn erst vor kurzer Zeit kennen. Einst war die denkmalgeschützte Kirche das Wahrzeichen von Graun. Heute erinnert nur noch der aus dem Reschensee ragende Turm, der auch das Cover des beeindruckenden Romans ziert, an den untergegangenen Ort, den Balzano durch gründliche Recherche der Unterlagen und Gesprächen mit den letzten Überlebenden der Zeit des Stauseebaus erforschte und die um eine Familiengeschichte erweiterte Geschichte der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts als Roman auch den Italienern nahegebracht hat, die sonst weniger Interesse an der autonomen deutschsprachigen Region an der Grenze zu Österreich und dem Schweizer Graubünden haben. Das Buch erzählt eine Geschichte von Leid, Widerstand und Mut – eine universelle Parabel darüber, was uns Menschen ausmacht und wofür wir einstehen müssen. |
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