Mit kritischen Blicken betrachten Passanten und Bauexperten die Auswirkungen von Orkantief „Sabine“ in der Frankfurter Innenstadt. Der Sturm hatte den Ausleger des Krans auf das Dom-Dach niederkrachen lassen, der sich jetzt an das stabile Dach anschmiegt. Ein zweiter Kran soll ihn bergen. Derweilen laufen im Leinwandhaus des Caricatura Museums die letzten Vorbereitungen für eine Jahrzehnts Übersicht der besten Karikaturen. Caricatura-Leiter Achim Frenz sieht in dem Windstoß quasi einen Gotteswink, denn die Baustelle des benachbarten Doms verhindert in diesem Jahr die Ausrichtung des Festivals der Komik auf dem Weckmarkt. Da ahnte Achim Frenz noch nicht, dass nur wenig später ein winzig kleines Virus aus China ohnehin alle kulturellen Großveranstaltungen für nicht absehbare Zeit den Garaus machen würde.
Zehn Jahre Beste Bilder gibt es in der neuen Ausstellung zu bewundern. "Beste beste Bilder – Die Cartoons des Jahrzehnts" werden dabei zu sehen sein. Nicht alles im Original. Nur 26 Zeichnungen, rund 25 Drucke und mehr als 200 digitale Drucke vergnügen die Besucher auf zwei Ausstellungsebenen mit den Highlights des Jahrzehnts. Der Lappan Verlag, der bereits die Jahresbände herausgibt, hat darüber ein knapp 400-seitiges Buch gedruckt, dass alle Highlights aus zehn Jahren versammelt.
Frenz und die beiden Verleger geben in der Buchreihe einen gelungenen Überblick über die Entwicklung der Karikatur. Vertreten sind sowohl etablierte Zeichner wie noch weitgehend unbekannte Künstler. Seit 2016 werden die Arbeiten in den Jahresbänden herangezogen, um zusammen mit der Frankfurter Buchmesse und dem Lappan Verlag den Deutschen Cartoonpreis während der Frankfurter Buchmesse zu verleihen. |
Dabei können die Verleger Dieter Schwalm und Wolfgang Kleinert gar nicht alle 2-3.000 Einsendungen der angeschriebenen Cartoonisten berücksichtigen. Im letzten Jahr haben sie 90 der 300 Bewerber berücksichtigen können.
Zur Eröffnung der Ausstellung hat man mit Gregor Gysi einen prominenten Politiker nach Frankfurt geholt, der die Ausstellung zusammen mit dem Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann eröffnen wird. Kleinert freut sich, dass Gysi die Einladung angenommen hat, da er sich für Cartoons interessiert und zudem ein witziger und eloquenter Redner ist. Die beiden Herausgeber bringen selbst Erfahrungen aus beiden Teilen Deutschlands mit und kooperieren seit der Wiedervereinigung. Anfangs hatten sie Zweifel, ob ihre Jahresbände angenommen würden, doch diese Zweifel waren unbegründet. "Inzwischen sind die Karikaturen deutlich politischer geworden“ betonte Schwalm.
Das Museum muss aber auch mit der neuen digitalen Technik leben. Kann man sich über die Arbeiten der Großen der Neuen Frankfurter Schule noch in Originalen freuen, so sind die heute üblichen digitale Zeichnungen als einfache Ausdrucke nicht wirklich etwas fürs Museum. Frenz bemängelt, dass dadurch der Strich und irgendwie auch die ganze Handschrift verloren geht.
Die Arbeiten im Jubiläumsband sind weitgehend von Männern, doch hat sich in den letzten Jahren der Frauenanteil erhöht. Gleichwohl sind nur zehn der 81 Beteiligten Frauen. Die Ausstellung ist bis zum 14. Juni 2020 im Caricatura Museum Frankfurt zu sehen. Der preisgünstige Bildband lohnt sich. |